Faro – Bevor wir uns dem Ceed zuwenden, eine kleine Standortbestimmung. Wo steht Kia, steht der Hyundai-Kia-Verbund heute? Die Rede ist von einem der größten Automobilkonzerne der Welt, und technisch, vor allem antriebstechnisch, spielen die Koreaner in etlichen Kapiteln ganz vorn mit. Jüngste Beispiele wären das Wasserstoff-Brennstoffzellen-Mobil Hyundai Nexo – sowie einige Fahrzeuge, von denen es neben verbrennungsmotorischen auch batterieelektrische Versionen gibt sowie Hybridmodelle in unterschiedlichen Ausbaustufen, bis hin zu Plug-in.

Eine weitere Variante steht kurz vor dem Serienstart, 48-Volt-Mildhybrid, womit wir schon beim Ceed wären. Denn mit so einer Antriebsversion wird der ab erstem Halbjahr '19 punkten; der Primäreinsatz erfolgt heuer im Sportage.

Design-Dauerhaltbarkeit hängt mit der Kunst zusammen, zu gefallen, aber nicht zu sehr aufzufallen. Trifft auf den Ceed zu. Im Fahrkapitel bewegt er sich nun auf Augenhöhe mit der Konkurrenz. Bei den Preisen auch.
Foto: Kia

Und wenn wir schon beim Antriebskapitel sind: Alle Motoren, mit denen der Golf-Gegner an den Start geht, sind bereits nach Euro 6d-temp zertifiziert. Die Ottos – ein 3-Zylinder-Turbo (120 PS), ein 4-Zylinder-Sauger (100 PS) und ein brandneuer 4-Zylinder-Turbo (140 PS) – sind mit Partikelfilter bestückt, die ebenfalls neuen 1,6-Liter-Turbodiesel (116, 136 PS) mit SCR-Kat. Saubere Sache.

Das Heck erinnert ein wenig an das Schwestermodell von Hyundai, den i30 (und an Opels Astra). Ansonsten: erfrischend eigenständig.
Foto: Kia

Was uns sonst aufgefallen ist bei der Präsentation an der Algarve? Der Ceed ist nicht mehr so ein Nasenbär wie der cee'd, des kürzeren Frontüberhangs wegen. Bei gleicher Länge und Radstand wie bisher wurde er 20 Millimeter breiter und 23 mm flacher, und wenn dabei der Kofferraum um 15 Liter auf 395 zulegte, stört das ebenso wenig wie der Umstand einer um 87 mm niedrigeren Ladekante, weil dies das Beladen erleichtert.

Eine Frage der Positionierung

Richtig fesch ist er geworden, der Ceed, da stört auch nicht, dass er hinten ein bisserl an den Konzernbruder Hyundai i30 erinnert (und an den Opel Astra). Vorn gar nicht, denn wo dem i30 der Grill nach unten verrutscht ist, sitzt er beim Ceed genau am rechten Ort.

Der Kofferraum ist um 15 Liter größer als jener des Vorgängers.
Foto: Kia

Das ganze Auto ist auf europäischen Geschmack hin getrimmt, überhaupt betont Kia erneut den altweltlichen Charakter dieses Modells: Designt und entwickelt in Deutschland, läuft der Ceed weiterhin im slowakischen Sillein vom Band. Hat den Vorteil, dass keine langen Lieferwege mit Transportschiffen, diesen Dreckschleudern der Meere, zurückgelegt werden müssen; das reduziert gleich einmal den Lebenszeitökoabdruck enorm.

Enorm verbessert hat sich, das zählt jetzt zum Fahreindruck, genau dieser. Hinkten die Koreaner bei Fahrwerk und Lenkung besonders den Europäern immer noch hinterher, so haben sie jetzt auch in dem Punkt aufgeschlossen. Das Ceed von Mal zu Mal besser aus, möchte man fast kalauern.

Steifere Karosserie und ein agileres Handling zeichnen den neuen Ceed aus.
Foto: Kia

Wie das? Nun, die Karosserie wurde viel steifer, und das Fahrwerk wurde Richtung Agilität überarbeitet, dabei eine komfortable Grundnote beibehalten. Resultat: reduzierte Tendenz zum Untersteuern. Und dann die Lenkung. 17 Prozent direkter übersetzt, lenkt sich der Ceed plötzlich richtig präzise. Jetzt stimmt auch da die Richtung.

Sauber und schnörkellos geht es auch drinnen zu, die Mittelkonsole mit dem aufgesetzten Tablet neigt sich ergonomisch zur Fahrerseite.
Foto: Kia

Nach dem 5-Türer folgt im Herbst der Kombi, dann ein Shooting Brake, ein Cabrio, ein Roadster und eine Militärversion mit aufgepflanztem üsMG. Gut, bei den drei Letzten handelt es sich um Fake-News. Aber ausgebaut wird die Familie auf jeden Fall. Nur das Coupé, das entfällt. (Andreas Stockinger, 12.7.2018)

Foto: Kia