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Viele smarte Fernseher betreiben in den USA umfassende Datenerhebung in den Haushalten.

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Wir können sie mit dem Handy steuern, Streaming-Apps auf ihnen verwenden, im Internet surfen und viele andere Dinge tun, die ältere Fernseher nicht können. Smart-TVs sind immer häufiger in den Wohnzimmern anzutreffen. Die schöne, neue Fernsehwelt bringt jedoch auch Risiken mit.

Immer wieder sind Smart-TVs in der Vergangenheit mit teils haarsträubenden Sicherheitslücken aufgefallen. Eine ärgerliche Fahrlässigkeit seitens der Hersteller. Anders sieht es jedoch mit modernen Flimmerkisten aus, die gezielt eingesetzt werden, um Daten abzugreifen. Alleine in US-Haushalten stehen Millionen Geräte, die ohne dem Wissen ihrer Besitzer "Marktforschung" betreiben, berichtet die New York Times.

Auf "clevere Art" den Bildschirminhalt erkennen

Es gibt etwa Firmen wie Samba TV, die darauf spezialisiert sind, das Nutzungsverhalten der Smart TV-Nutzer zu analysieren. Finanziert wird das Unternehmen auch von den Kabelriesen Time Warner und Liberty Global. Sie hat Verträge mit gut einem Dutzend Hersteller geschlossen. Namhafte Marken wie Sharp, Philips und Sony haben sie auf verschiedenen TV-Modellen vorinstalliert.

Nach Angabe von Samba wird die Software genutzt, um "Sendungen zu empfehlen und Spezialangebote bereitzustellen", in dem man "auf clevere Art den Bildschirminhalt erkennt". Der Umfang der Datensammlung wird allerdings auf dem Bildschirm, auf welchem man die Funktion genehmigt, nicht klar dargestellt und ausschließlich als Mehrwert beschrieben. Erst, wenn man sich in ein Untermenü begibt, findet man die Datenschutzerklärung und Nutzungsbedingungen, die gemeinsam rund 10.500 Wörter umfassen. Nach eigenen Angaben stimmen 90 Prozent der User der Verwendung zu.

Analyse des politischen Interesses

Laut New York Times erfasst Samba TV sekündlich, was auf dem Bildschirm vor sich geht. Man identifiziert den laufenden Sender, Werbeeinschaltungen, Streamingdienste und kann selbst Videospiele erkennen. Der Datenschatz wird verwendet, um Werbern gezielte Einschaltungen anzuzeigen. Man könne die Anzeigen auch danach richten, ob die Nutzer eher progressive oder konservative Sender sehen oder danach, welche Vorwahldebatte welcher Partei sie sehen. Nicht nur das: Über die Analyse der vom Smart TV genutzten Internetverbindung kann Samba auch andere vernetzte Heimgeräte identifizieren.

Die Firma verweist darauf, dass man sich an die Datenschutzrichtlinien der Regulierungsbehörde FTC halte. Man verkaufe die erhobenen Daten nicht weiter, sondern nutze sie nur zur Werbevermittlung. Kunden können auch Geld dafür einwerfen, am Smart TV oder anderen Geräten Werbung anzuzeigen, wenn gerade eine Anzeige eines Rivalen gelaufen ist.

Eine Praxis, die auf Webseiten alltäglich ist. Kunden würden jedoch schlicht nicht damit rechnen, dass ihr Fernseher ein Datenstaubsauger ist, so die New York Times. Für die TV-Hersteller ist der Vorteil klar. Sie schneiden an den Werbeeinnahmen von solchen Firmen mit und fetten damit die teilweise sehr dünnen Margen im Fernsehergeschäft auf.

Umkämpfter Markt

Samba ist nicht die einzige Firma im Geschäft. TV-Hersteller Vizio hat mit Inscape ein eigenes Tochterunternehmen für derlei Datenerfassung und Auswertung. Man musste bereits einmal 2,2 Millionen Dollar Strafe an die FTC dafür zahlen, dass man ohne Wissen der Nutzer Daten sammelte und verkaufte. Ein Start-up namens Alphonso soll derweil Gaming-Apps am Mikrofon dafür einsetzen wollen, durch das aktivierte Mikrofon nach bestimmten Signalen in Werbeclips und Sendungen im Fernsehen zu lauschen.

In den USA profitieren diese Firmen davon, dass sie nicht den selben, strengeren Regeln unterliegen, die etwa für Kabel-TV-Betreiber gilt. Nach Ansicht eines Experten haben sie "kein großes rechtliches Problem", wenn irgendwo ausgeschildert ist, welche Daten sie erheben – selbst wenn Kunden keine Möglichkeit gegeben wird, die Sammelei abzulehnen. Die FTC soll Samba schon einmal als Musterbeisiel für Datenschutz und Opt-in-Regelungen gelobt haben.

Betreiber: Nutzer sind zufrieden

Bei Samba sieht man jedenfalls kein Problem. "Wir haben Millionen Zuseher, die explizit unseren Servicebedingungen seit Jahren immer wieder zustimmen", erklärt ein Vertreter der Firma. "Es ist fair zu sagen, dass viel mehr Kunden mit Samba zufrieden statt davon überrascht sind." (red, 06.07.2018)