Wien – Auf die Fahrt in die Vergangenheit nimmt sie nur das Allernotwendigste mit: eine Papiertüte mit Pfefferminzdrops, Butterkeksen, Kitkat und vielen kleinen, bunten Fläschchen.

Sie enthalten berauschende und beruhigende Substanzen gleichermaßen, von beiden wird Camille Preaker (Amy Adams) bald ausgiebig Gebrauch machen. Weil in Wind Gap grausame Mädchenmorde passiert sind und weil Wind Gap im Bundesstaat Missouri die Heimat von Camille Preaker ist.

HBO

Nie oder jedenfalls nicht so bald hatte die Journalistin geglaubt, je zurückzumüssen. Doch die Morde interessieren die Leser der Chicagoer Zeitung, für die Camille arbeitet. Deren Chefredakteur wittert eine persönliche, "emotionale" Story und schickt sie auf Recherchefahrt: "Es könnte eine verdammt gute Geschichte werden, wenn du es richtig machst, okay?"

Eigenwillige Ladys

Und Camille macht es richtig. In acht Folgen der HBO-Serie Sharp Objects mischt sie sich unters Volk und erfährt bald mehr, als ihr lieb ist. Das hat vor allem damit zu tun, dass einige recht eigenwillige Ladys das Südstaatenkaff bewohnen, darunter Camilles Mutter Adore (Patricia Clarkson) und die halbstarke Halbschwester Amma (Eliza Scanlen). Die Wunden sitzen tief – und sie werden tiefer.

Foto: HBO / Sky

Sie habe genug von "draufgängerischen Heldinnen, mutigen Vergewaltigungsopfern und sinnsuchenden Fashionistas", sagte Gillian Flynn, auf deren Buch Cry Baby die Serie beruht. So erschuf die Journalistin und Autorin 2007 einen Psychothriller mit Frauen, die alle keine andere Wahl haben.

Stolz schützt nicht vor Selbstzerstörung

Über Camilles Schreibtisch in der Redaktion prangt ein Poster der Feministin Gloria Steinem: "We are the women our parents warned us against and we are proud". Aber der Stolz allein schützt nicht vor Selbstzerstörung.

Foto: HBO / Sky

Gefertigt wurde Sharp Objects von einem verständigen Team: Flynn zeichnet auch für das Drehbuch verantwortlich, das sich in der Erzählabfolge von der Vorlage unterscheidet. Maßgeblich beteiligt an der Umsetzung war Marti Noxon.

Referenzen: Buffy, Dietland, Big Little Lies

Die Serienerfinderin, Drehbuchautorin und Produzentin gehört seit Buffy the Vampire Slayer und zuletzt Dietland zu den wichtigsten feministischen kreativen Kräften Hollywoods. Regie führte Jean-Marc Vallée, der zuletzt mit Big Little Lies sein Seriendebüt gab. Gut für schwüle Sommernächte. Ab Montag auf mobilen Diensten von Sky. (prie, 7.7.2018)