Rangun – Ein Bezirksrichter in Myanmar hat am Montag zwei Reuters-Journalisten unter Anklage gestellt. Die Staatsanwaltschaft wirft den seit über sechs Monaten inhaftierten Reportern Wa Lone und Kyaw Soe Oo vor, gegen ein Gesetz zu Staatsgeheimnissen aus der Kolonialzeit verstoßen zu haben. Ihnen wird "illegale Informationsbeschaffung mit dem Ziel der Weitergabe an ausländische Medien" angelastet. Darauf stehen bis zu 14 Jahre Haft. Die Journalisten bestreiten die Vorwürfe. Reuters-Chefredakteur Steve Adler nannte die Anschuldigungen haltlos und forderte die Freilassung der Inhaftierten, die nur ihre Arbeit gemacht hätten. "Die heutige Entscheidung lässt die Bekenntnisse Myanmars zu Pressefreiheit und Rechtsstaatlichkeit fragwürdig erscheinen", erklärte er.

Die Journalisten hatten an einem Bericht über das Vorgehen der Armee gegen die muslimische Minderheit der Rohingya gearbeitet. Bei dem Einsatz wurden zehn Männer und Jungen getötet und nach Angaben der Vereinten Nationen (UN) letztlich fast 700.000 Menschen in die Flucht nach Bangladesch getrieben. Ein Polizist hatte im April ausgesagt, er habe die Journalisten bei ihren Recherchen in eine Falle gelockt. Ein Polizeichef habe angeordnet, eine Verabredung mit dem Reporter zur Übergabe geheimer Dokumente zu arrangieren. Zudem habe es den Befehl gegeben, Wa Lone unmittelbar nach dem Treffen in einem Restaurant festzunehmen. Bei einem Scheitern des Plans sei den Beamten selbst mit Gefängnis gedroht worden.

Wa Lone sagte nach der Anklageerhebung, er und Kyaw Soe Oo würden vor Gericht ihre Unschuld beweisen. "Wir werden nicht klein beigeben, aufgeben oder uns dadurch ins Bockshorn jagen lassen", sagte der 32-Jährige.

Für die Freilassung der Reuters-Journalisten setzen sich zahlreiche Staaten und Organisationen ein. Zu den bisherigen Gerichtsterminen erschienen Diplomaten aus mehreren Ländern. (Reuters, 9.7.2018)