2015 wies der Jahresabschluss von Dietrich Mateschitz' großer Medienwelt noch 61 Millionen Euro Umsatz aus – wohl etwa das, was die Medien mit Werbung, Vertrieb und anderen Geschäftsideen aus dem Markt holen wie andere private Medienhäuser.

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+++++++ Dies ist das STANDARD-Ranking aus dem Jahr 2018. Den aktuellen Überblick der größten Medienhäuser von Juli 2019 finden Sie unter diesem Link: Österreichs größte Medienhäuser 2019: ORF, Red Bull, Mediaprint, Styria – und Google ++++++++


Wien – Mit einem Mal hatte Österreich einen neuen Medienriesen: Das Red Bull Media House meldete im September 2017 einen Jahresumsatz von 541 Millionen Euro für das Jahr 2016. Neunmal mehr als im Jahr zuvor. Größer als der Verlagsriese Mediaprint von "Krone" und "Kurier", mehr als halb so groß wie der einsame Branchenriese ORF – und damit Platz zwei in der STANDARD-Liste der größten Medienhäuser.

Red Bull, hochgerechnet

Doch weder die Werbeeinnahmen von redbull.tv noch Servus TV waren explodiert noch die Abonnements von Servus in Stadt und Land oder Terra Mater. Das gewaltige Umsatzwachstum des Red Bull Media House kam allein aus einer neuen Berechnung.

2015 wies der Jahresabschluss von Dietrich Mateschitz' großer Medienwelt noch 61 Millionen Euro Umsatz aus – wohl etwa das, was die Medien mit Werbung, Vertrieb und anderen Geschäftsideen aus dem Markt holen wie andere private Medienhäuser. 40 bis 45 Millionen dürfte das Media House derzeit etwa pro Jahr mit klassischer Werbung machen.

Knapp 400 Millionen Euro wies das Red Bull Media House noch für das Jahr 2015 als "sonstige Einnahmen" aus – Geld für Auftragsproduktionen und -medien aus dem milliardenschweren Mutterkonzern Red Bull. Mit dem Abschuss 2016 wurden daraus auch für 2015 nun (addierte) 456 Millionen Euro Umsatz und für 2016 schon 541 Millionen.

Großer Markt, kleiner Markt

Dieses ungewöhnliche Verhältnis zeigen die beiden Übersichten unten – einmal mit einem Gesamtumsatz, orientiert am jüngsten Jahresabschluss, und andererseits dem deutlich geringeren Marktumsatz.

Bei anderen Medienhäusern ist das umgekehrt – bei der Styria und der Moser Holding etwa sind in den Konzernumsätzen 50-Prozent-Töchter nicht konsolidiert und damit nicht enthalten. Sie weisen zusätzlich Marktumsätze mit solchen Tochterumsätzen nach Beteiligungshöhe aus. Ihre gemeinsame Tochter RMA, ein österreichweiter Gratiszeitungsring mit "Bezirksblättern", Wiener "BZ" und "Woche" in Kärnten und Steiermark, macht immerhin fast 100 Millionen Umsatz. Entsprechend höher der Marktumsatz von Styria und Moser Holding.

Geschätzte Medien

Einige Medienhäuser verraten ihre Jahresumsätze nicht – im Jahresabschluss für das Firmenbuch finden sich für einige etwa nur Rohergebnisse, die Außenstehenden keine Rückschlüsse auf den Umsatz erlauben. Auch auf STANDARD-Anfrage schweigen einige. Ihre Umsätze schätzt DER STANDARD mithilfe von Branchenkennern und auf der Basis verfügbarer Werte – aber naturgemäß ganz ohne Gewähr.

Auch das Red Bull Media House und Mutterkonzern Red Bull verraten weder aktuellere Daten noch Interpretationen ihrer bisherigen Jahresabschlüsse. DER STANDARD schätzt also für 2017 Umsatz und Marktumsatz. Nach Spar- und Rationalisierungsmaßnahmen 2017 könnte der Gesamtumsatz mit Konzernbeitrag etwas niedriger als 2016 ausfallen, geschätzt: 520 Millionen; der Marktumsatz könnte leicht auf 63 Millionen gestiegen sein. Im kommenden Herbst wird der nächste Jahresabschluss jedenfalls zeigen, ob die Schätzung des Gesamtumsatzes realistisch war.

Hier auf derStandard.at/Etat finden Sie möglichst laufend aktualisierte Werte über Österreichs Medienhäuser. Die digitale Übersicht (unten) liefert zudem Vergleichswerte für die Umsätze, mehr Detaildaten wie Ergebnisse vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) und Ergebnisse vor Steuern sowie Mitarbeiterzahlen; zudem die wichtigsten Medien der einzelnen Häuser mit Reichweiten und/oder Marktanteilen und die Eigentümer im Detail.

ATV geschluckt

Ein Medienunternehmen verschwand aus der STANDARD-Übersicht: ATV, im Vorjahr noch mit 31 Umsatzmillionen ausgewiesen, wurde im April 2017 von ProSiebenSat1Puls4 übernommen. Die Österreich-Tochter des Münchner TV-Konzerns ist seither größter privater TV-Konzern und Marktführer in der Werbezielgruppe der Zwölf- bis 49-Jährigen in Österreich.

In dieser Disziplin überholte ProSiebenSat1Puls4 sogar den ORF. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk ist Marktführer im Fernsehen beim Gesamtpublikum und online und vielfach größer als alle Mitbewerber im Radio. 2017 ließ der Konzernumsatz des ORF (wie schon vor ein paar Jahren) die Milliardenmarke hinter sich. Das lag vor allem an der Inflationsanpassung der GIS-Gebühren mit April 2017. Sie stiegen damit von 595 Millionen 2016 auf 625 Millionen 2018. 2018 werden sie noch ein Stück mehr einspielen – heuer wurden die höheren Gebühren erstmals für alle zwölf Monate fällig.

Für 2019 plant die Regierung von ÖVP und FPÖ ein neues ORF-Gesetz. Thema dabei: die künftige Finanzierung des ORF und seiner Programme und Angebote.

Und hier der STANDARD-Überblick der größten Medienhäuser – Detaildaten zu jedem Medienunternehmen mit dem Ausklapppfeil rechts neben dem Firmennamen.

Medienunternehmen ohne eigenes Programm – Infrastruktur, Vermarkter, Außenwerber – listet DER STANDARD in einer eigenen Übersicht. A1TV arbeitet – etwa mit Bundesliga live – aber an eigenen Inhalten. Hier der Überblick:

(Harald Fidler, 11.7.2018)