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Äthiopiens Permier Abiy Ahmed und Eritreas Präsident Isaias Afwerki umarmen sich nach erfolgreichen Friedensgesprächen in Asmara am Sonntag.

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Asmara / Addis Abeba / Wien – Zwei Jahrzehnte waren Äthiopien und Eritrea de facto im Kriegszustand, einem der am längsten anhaltenden in Afrika. Mehr als 80.000 Tote hat der Konflikt gefordert, ohne dass der umstrittene Grenzverlauf zwischen den beiden Ländern sich maßgeblich geändert hätte. Nur wenige Wochen hat es nun gedauert, den Krieg zu beenden. Äthiopiens Anfang April neu ernannter Premier Abiy Ahmed und Eritreas Staatschef Isaias Afewerki haben sich am Montag in Eritreas Hauptstadt Asmara aber nicht nur auf einen Frieden geeinigt, sondern gleich auch auf umfassende Kooperation.

Erstmals seit Jahren sollen die Militärs der beiden Länder wieder miteinander reden, Flüge der Ethiopian Airlines nach Asmara sollen bald starten. Die seit 1998 unterbrochenen Telefonleitungen wurden bereits wieder freigeschaltet. Zudem will man in Handelsfragen kooperieren. Und vor allem: Äthiopien soll den Hafen im eritreischen Assab nutzen dürfen. Er war vor der Unabhängigkeit Eritreas von Äthiopien 1993 einer der wichtigsten Häfen des Landes. Seitdem 1998 zwischen den beiden Staaten der Krieg um den kleinen Grenzstreifen bei Badme ausbrach, war er, so wie ein zweiter Hafen bei Massawa, für Äthiopien gesperrt. Der 100-Millionen-Einwohner-Staat musste sich für den Handel auf die Kooperation der Küstenstaaten Sudan und Dschibuti verlassen.

Annäherung an Totalitäre

Die Öffnung des Hafens dürfte für Abiy eines der zentralen Argumente für die Annäherung gewesen sein. Seit er Anfang April die Regierung übernahm, ist eine seiner zentralen Strategien, den Anschluss Äthiopiens an die Region zu verbessern – Addis hat seither schon Kooperationsdeals mit den Häfen in Port Sudan, mit Dschibuti und dem semi-unabhängigen Somaliland geschlossen.

Dass Äthiopien dafür auch jüngst einen Kredit bei den Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) aufgenommen hat, dürfte die Verhandlungen mit Eritrea erleichtert haben. Denn auch Asmara hängt schon seit geraumer Zeit am Tropf der VAE und Saudi-Arabiens, die sich mit anderen Regional- und Weltmächten derzeit ein Rennen um die wichtigsten Häfen in der Region liefern. Die VAE haben auch eine Truppenbasis für den Jemen-Krieg in Eritrea aufgebaut.

Und dann sind da noch die USA, die als strategischer Partner in Äthiopien zum Beispiel eine Drohnenbasis betreiben. Auch ihr Interesse daran, die Isolation des totalitär regierten Eritrea zu beenden, ist zuletzt gewachsen. Washington hatte sich für seine Marinetruppen am Horn von Afrika vor allem auf Dschibuti verlassen – doch seit auch China dort eine Basis eröffnet hat, sinkt das Vertrauen in den Küstenstaat.

Innenpolitisch ist eine Einigung sowohl für Abiy als auch für Afewerki riskant. Letzterer stützt seine Repressionsmaßnahmen vor allem auf das Argument, Eritrea müsse stets für einen Krieg mit Äthiopien bereit sein. Abiy hingegen muss mit der bisher in Äthiopien dominierenden Volksgruppe der Tigrayer ein Auslangen finden. Tigray ist eine von zwei Regionen Äthiopiens, die an Eritrea grenzen, dort wurde gegen die Annäherung demonstriert. Riskant ist das für Abiy, weil Tigrayer – obwohl zahlenmäßig eine eher kleine Bevölkerungsgruppe – stark in den Sicherheitsdiensten vertreten sind. Einige von ihnen misstrauen ihm schon bisher, weil er als erster Premier seit langem der Mehrheits-Ethnie der Oromos entstammt. (Manuel Escher, 9.7.2018)