Selbstfaller gibt es nicht nur bei der Fußball-WM. Auch die Teams im argumentativen Match um die Ausweitung der Arbeitszeit beherrschen die Kunst, Eigentore zu schießen und den Gegnern Elfmeter aufzulegen.

Nach hinten losgegangen ist die Pflastersteinaktion, die mittlerweile sogar die Staatsanwaltschaft beschäftigt. Es waren offenbar junge Gewerkschaftsfunktionäre, die türkis-blauen Politikern Granitwürfel und Grablichter vor die Tür legten. Als Drohung gegen Leib und Leben war das nicht gedacht: Die Steine sollten die zusätzliche Last für Werktätige darstellen, die Kerzen den zu Grabe getragenen Arbeitnehmerschutz. Doch dass die Kontrahenten die Symbolik (gezielt) missinterpretieren könnten, hätte politisch halbwegs wachen Aktivisten dämmern müssen.

Ähnlich naiv gingen jene Wirtschaftskämmerer vor, die die fünfte Urlaubswoche in einer Liste für die Regierung als Beispiel anführten, wo Österreich EU-Standards übererfüllt. Bloß eine prinzipielle Aufzählung, aber sicher kein verfolgter Plan, beteuern die Arbeitgebervertreter nun – und vermutlich ist das sogar wahr: Dass ein Angriff auf den Urlaub einen Volksaufstand provozieren würde, ahnt wohl auch der verbohrteste Neoliberale. Umso dümmer, sich mit einem Gedankenspiel einen Shitstorm einzuhandeln.

Realpolitisch genießen die Arbeitgeber in der Sozialpartnerschaft dank Supports der Regierung ein Übergewicht – beim Danebenhauen gibt es aber ein gerechtes Remis. (Gerald John, 10.7.2018)