Skeptischer Blick: Die aktuelle Staffel von Elizabeth T. Spiras "Liebesg'schichten und Heiratssachen" könnte ihre letzte sein.

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Aus ihrer Verortung hat Elizabeth T. Spira nie ein Geheimnis gemacht. Muss sie auch nicht, denn 2018 ist nicht das Jahr 1942: Sie sei Jüdin und links, sagt die 75-jährige Filmemacherin. Geboren wurde sie 1942 im schottischen Glasgow, weil ihr Vater, Leopold Spira, mit seiner Familie vor den Nazis fliehen musste. Als Jude und Kommunist war er gleich doppelt gefährdet. Die Familie zog 1946 wieder nach Wien, um die alte Heimat zur neuen zu machen. Bis heute.

Bis heute ist Spira auch ihrer politischen Überzeugung treu geblieben, dementsprechend kritisch sieht sie die türkis-blaue Regierung: "Ich bin sozusagen das Gegenteil von allem, das da Politik macht."

Neue Kuppelfolgen ab Montag

Abseits der Politik starten am Montag um 20.15 Uhr in ORF 2 zum bereits 22. Mal ihre "Liebesg'schichten und Heiratssachen". Ob es eine 23. Auflage des quotenstarken ORF-Sommerklassikers geben wird, lässt Spira bis Staffelende offen, kündigte sie kürzlich im STANDARD-Interview an.

Eine Entscheidungshilfe könnte der Regisseurin die Zusammensetzung der künftigen ORF-Spitze liefern. Türkis-Blau bastelt an einem neuen ORF-Gesetz, das statt eines Alleingeschäftsführers einen Vierervorstand an der Spitze des ORF bringen könnte. Käme die FPÖ mit ihren Personalwünschen zum Zug und würden die Blauen in der neuen Konstellation den ORF-Chef stellen, möchte Spira nicht nur fix mit "Liebesg'schichten und Heiratssachen" aufhören, sondern möglicherweise sogar auswandern, sagt sie zum STANDARD: "Wahrscheinlich würde ich nach Deutschland gehen, weil ich von der Heimat die Nase voll habe."

Heimat

Wäre ihre ORF-Karriere dann endgültig vorbei? "Schon, ich wüsste auch nicht, mit wem ich zu reden habe. Ich brauche keinen FPÖler als ORF-Chef. Obwohl mir die Partei eigentlich wurscht ist, aber ich bin Jüdin, und ich bin links. Ich bin nicht hier geboren, sondern in England, weil man uns in der Heimat verfolgt hat. Die Heimat ist nicht immer das Angenehmste. Man muss sie zur Kenntnis nehmen, weil man sie nicht aussuchen kann."

Sorge um den ORF

Für den ORF arbeitet Spira seit dem Jahr 1973: "Wir haben immer schon aufpassen müssen, vor allem bei politischen Geschichten." Die Attacken der FPÖ auf ORF-Mitarbeiter hätten eine neue Dimension erreicht: "Bei mir persönlich ist es wurscht. Da die Herrschaften aber nicht die Feinsten und Klügsten sind und deswegen gar nicht feststellen können, wie viele gute Mitarbeiter es im ORF gibt, fürchte ich um den ORF."

Bereits vor einem Jahr hat Spira in einem "Kurier"-Interview kein gutes Haar an Sebastian Kurz gelassen, damals Außenminister, heute ÖVP-Chef und Kanzler. Ob sich ihr Befund, dass Kurz ein "Blender" sei, in der Zwischenzeit geändert habe? "Nein, wirklich nicht. Weder für den einen noch für den Vizekanzler. Ich mag weder Kurz noch Strache, aber das ist meine persönliche Meinung." Warum? "Kurz hat wenig Ahnung. Manchmal hat er Holler geredet, dass ich mich geschämt habe, dass das ein Bundeskanzler sein soll, der noch dazu über die österreichische Geschichte aber wirklich gar nichts weiß. Sie haben nur schöne, eng geschnittene Anzüge, das muss man sagen." (Oliver Mark, 13.7.2018)