Donald Trump trat nicht wie der "Anführer der freien Welt" auf, sondern gegenüber Wladimir Putin wie ein Krämer.

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Eines vorweg: Donald Trump hat recht, wenn er sagt: "Es ist gut, wenn wir mit Russland klarkommen." Die Frage ist nur, wen meint der US-Präsident mit "wir"? Spricht er vom Westen, den USA oder im Pluralis Majestatis von sich selbst?

Wichtig ist die Normalisierung des Verhältnisses zwischen Russland und dem Westen: Schon jetzt kostet der latente Konflikt Geld und Arbeitsplätze. Das ist auszuhalten. Eine weitere Degradierung der Beziehungen birgt die Gefahr, dass der Konflikt irgendwann militärisch eskaliert. Das dürfen wir nicht zulassen. Dialog ist nötig, auch wenn er nicht Appeasement bedeutet.

Doch Trump tritt dieser Tage nicht wie der "Anführer der freien Welt" auf, sondern gegenüber Europa wie ein Lehnsherr vor seinen Vasallen und gegenüber Putin wie ein Krämer. Den einen sagt er, bei wem sie Gas kaufen und wie viel Geld sie in die Rüstung stecken müssen, den anderen lobt er als "starken Wettbewerber".

Deals zulasten Dritter

Er vertritt nicht gemeinsame Werte, sondern persönliche Interessen. Nicht einmal unbedingt amerikanische Machtinteressen, obwohl einseitige russisch-amerikanische Deals zulasten Dritter, also die Teilung der Welt in Gewalt- und Einflusszonen und damit auch die Spaltung des europäischen Kontinents wie zu Zeiten des Kalten Krieges, für den Frieden auch nicht förderlich wären.

Doch Trump kämpft vor allem für sein persönliches Ego und damit gegen kritische Fragen der Journalisten, die er als "Feinde der Menschen" geißelt. Natürlich geht es um seinen Wahlsieg. Für Trump ist er einzig und allein "der brillanten Kampagne" zu verdanken, die sein Team gefahren hat. Verständlich, dass er diesen Wahlsieg nicht durch die von US-Ermittlern beklagte russische Einflussnahme überschatten lassen will.

Putins Dementi als "extrem stark" zu bezeichnen ist allerdings schon ein starkes Stück. Der lieferte nämlich während derselben Pressekonferenz in Helsinki ein Lehrstück in Whataboutismus: Russland war es nicht, sagte er. Beschuldigt werde schließlich nur die Firma eines russischen Oligarchen. Dieser repräsentiere aber nicht den Staat. Dass der Oligarch – Jewgeni Prigoschin – enge Kontakte zu ihm hat, ist für den Kremlchef dabei unerheblich. Wichtiger ist: Was macht eigentlich George Soros? Der mischt sich doch auch überall ein! Gut, dass wir darüber gesprochen haben.

Sehen "starke Dementis" wirklich so aus? (André Ballin, 17.7.2018)