STANDARD: Wie war das Rennen, der Tag?
Illes: Mit den Bedingungen habe ich mich am Wettkampftag nicht mehr viel auseinandergesetzt – ich habe mich lange und gut vorbereitet, und das Wetter ist ohnehin, wie es ist.
Drei Tage zuvor bin ich aus Kühtai in Tirol aus dem Höhentraining auf 2.000 Meter angereist, und das hat mir so gut dort gefallen, dass ich auch im Kopf sehr locker war. Ich sagte zu mir: "Wenn der Wettkampf schiefgehen sollte, hast du zumindest genau deswegen zwei wirklich schöne Wochen in den Bergen gehabt."
Ich war immer gut darin, beim Saisonhöhepunkt auf dem Peak meiner Formkurve zu sein. Schnell habe ich gemerkt, dass meine Laufbeine an diesem Tag besser sind als jene der anderen, denn beim ersten Lauf wurde mir das Tempo zu langsam, die Gruppe zu groß. Also musste ich etwas tun, womit ich vorher nicht gerechnet habe: Druck machen, die Führung übernehmen. Das kostet Kraft, schafft aber eine kleinere Führungsgruppe auf dem Rad. Ich habe viel riskiert, und das war mir bewusst, aber ob ich jetzt (wieder) Fünfte oder Zehnte werde, war mir egal. Ich wollte das Rennen darauf anlegen, dass ich als Erste die Ziellinie überquere und die Chancen dafür möglichst ausbauen.
Man hat selten ein richtig perfektes Rennen, Kleinigkeiten passieren fast immer. Die Kunst ist es, damit gut umzugehen, nicht auf das zurückzuschauen, was nicht geklappt hat, sondern auf die nächsten Aufgaben.
Ein Beispiel: Beim Aufsetzen des Radhelmes hat sich der Riemen verdreht – passiert im Training so gut wie nie, aber dann beim wichtigsten Rennen des Jahres ... Aber ich bin ruhig geblieben, hab meine Laufschuhe ausgezogen, den Riemen umgedreht und war trotz des Missgeschicks eine der Schnellsten in der Wechselzone.
Schlussendlich waren wir zu fünft am Rad, und es gibt nur drei Podiumsplätze und einen Sieger. Die Zusammenarbeit beim Kreiseln im Wind (das abwechselnde Fahren an der Spitze der Gruppe im Wind, um den Abstand zu den Verfolgern möglichst groß zu halten; Anm. Thomas Rottenberg) war meistens gut. Einen kleinen mentalen Dämpfer gab es durch einen Unfall in einer nachfolgenden Gruppe. Diese Athletin mussten wir mehrmals überholen, während Ersthelfer sich um sie bemühten. Wenn man vom Rad steigt, ist man einfach froh, keinen Unfall und keinen Defekt gehabt zu haben, und fokussiert auf das Wechseln.
Einen Duathlon kann man weder auf dem Rad noch in der Wechselzone gewinnen, man kann dort aber einen Sieg liegenlassen. Beim zweiten Lauf gab es einige Führungswechsel, und man kann sich nie ganz sicher sein, zu gewinnen, bis man als Erste im Ziel ist. Das Feld ist sehr dicht, und im Sekundentakt laufen Athletinnen ein. Aber ich hatte gute Beine nach dem Radfahren, weil ich das sehr gut trainiert habe, beim zweiten Lauf noch schnell zu sein. Das habe ich früh bemerkt und war sehr optimistisch. Die Stimmung war ebenso beflügelnd, schön auch, dass mich auch so viele Nichtösterreicher angefeuert haben! Das war besonders.