Die Empörung erfasste das halbe Land. Als Claus Peymann 1986 ins Burgtheater einzog, brachte er aus Bochum nicht nur gefeierte Inszenierungen mit, sondern auch einen Tross an Schauspielern. Gert Voss und Kirsten Dene zum Beispiel, bei deren Erwähnung Theatergänger noch heute in Erinnerungen schwelgen. Publikumslieblinge wie Fritz Muliar oder Erika Pluhar wurden dagegen aufs Abstellgleis gestellt.

Von 162 Schauspielern, die unter Peymann-Vorgänger Achim Benning engagiert waren, gehörten einige Jahre später zwei Drittel nicht mehr dem Ensemble an. Ein Kahlschlag, motzten viele Kritiker.

Dem Ruf des Burgtheaters hat der Ensemble-Umbau nicht geschadet. Heute spricht kaum jemand mehr über die Ära Benning. Jene von Claus Peymann erscheint dagegen in einem verklärten Licht – auch wegen des exzellenten Ensembles, das sich bald in die Herzen der Wiener spielte.

Gute Gründe

32 Jahre und drei Burgtheaterdirektoren später umfasst das Burg-Ensemble gerade noch 65 Schauspieler. 24 von ihnen, so das Gerücht, wird der designierte Intendant Martin Kusej austauschen. Dafür gibt es gute Gründe. In den vergangenen Jahren hat die Burg nicht nur finanziell, sondern auch künstlerisch Federn lassen müssen.

Das Burg-Ensemble fiel weniger durch Glanzleistungen auf der Bühne als durch Wehklagen hinter den Kulissen auf. Es ist Zeit, neu durchzustarten – und den Mythos Burgtheater mit neuem Leben zu füllen. Auch was die Schauspieler betrifft. (Stephan Hilpold, 18.7.2018)