In den Schulungen zu "Gewalt in der Familie" wird Polizeischülern unter anderem vermittelt, wie es dazu kommt, dass Frauen in ein Frauenhaus flüchten müssen.

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Wien – Laut Innenministerium haben Opferschutz und Maßnahmen gegen Gewalt in Familien Priorität. Doch nur einen Tag nach der Nachricht, dass die Polizei aus den Marac-Konferenzen für Hochrisikogewaltfälle gegen Frauen in Beziehungen aussteigt, werden weitere auf Einsparung oder Geldumschichtung hinauslaufende Maßnahmen bekannt.

Konkret geht es um die seit 1997 im Rahmen der Polizeigrundausbildung durchgeführten zweitägigen Seminare über "Gewalt in der Familie". In deren Rahmen werden angehende Polizistinnen und Polizisten etwa in Sachen Gewaltschutzgesetz geschult: eine Regelung, die ihnen unter anderem die Befugnis verleiht, Gewalttäter aus der unmittelbaren Nähe ihrer Opfer wegzuweisen.

Berichte aus der Frauenhaus-Praxis

Auch berichten Mitarbeiterinnen von Frauenhäusern und den Interventionsstellen gegen Gewalt aus ihrer täglichen Praxis. Pro 16-stündigem Training erhielten Vortragende bisher 407,04 Euro, bei einem Stundensatz von 25,44 Euro.

Diese Seminare, an denen zwischen 2008 und 31. Mai 2018 genau 7007 Auszubildende teilgenommen haben, wurden beginnend mit dem heurigen Jahr 2018 umorganisiert. Das Innenministerium kümmere sich nun gemeinsam mit der "Frauensektion im Bundeskanzleramt" – dem Frauenministerium – in einer "koordinierten Herangehensweise" um sie, steht in einer dem STANDARD vorliegenden Anfragebeantwortung von Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) an die Abgeordnete Stephanie Cox (Liste Pilz).

Wienerinnen machen weiter

Eine "Vergütung" von "vertraglich bedungenen Leistungen" Dritter sei in der neuen Struktur "generell nicht vorgesehen", heißt es weiter: "Das bedeutet, dass es für die Schulungen durch Frauenhaus- und von Interventionsstellenmitarbeiterinnen kein Extrageld mehr gibt", deutscht das Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser (AÖF), aus: "Die bei Trainings erbrachten Leistungen müssen aus den Frauenhaus- und Interventionsstellenbudgets bezahlt werden." Auch seien die Polizeiausbildungsseminare verkürzt worden, von 16 auf 12 Stunden.

Über diesen Umstand, so Rösslhumer, sei der AÖF bereits im September 2017 informiert worden. "Derzeit überlegen wir, ob wir die Trainings selbst finanzieren", sagt sie. Beim zweiten Frauenhausverein, den Frauenhäusern Wien, ist diese Entscheidung schon gefallen: "Wir machen weiter. Die Seminare sind für die Gewaltprävention einfach zu wichtig", sagt die Geschäftsführerin Andrea Brem. (Irene Brickner, 19.7.2018)