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Harald Vilimsky, Generalsekretär und EU-Abgeordneter, greift Juncker an.

Foto: reuters

Nach parteiinternen Schulungsregeln hat Harald Vilimsky alles richtig gemacht. Ein Generalsekretär der FPÖ müsse im politischen Alltag eine Kampfmaschine sein, Gegner attackieren, wo immer sich Gelegenheit bietet. Zeigt jemand Schwäche, sei es nur ein "Hexenschuss", muss das genutzt werden, koste es, was es wolle.

Die Hauptsache ist, dass möglichst viel Emotion und Aufregung erzeugt werden, um FPÖ-Botschaften ideal lautstark anbringen zu können, am besten so, dass Boulevardmedien ins Pingpong-Spiel via Social Media einsteigen. Irgendetwas wird "schon hängenbleiben", lernen FPÖ-Funktionäre früh. So ist auch zu erklären, dass der 51-jährige Vilimsky sich am Freitag auf EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker stürzte, als der beim Nato-Gipfel für alle Welt sichtbar beim Gehen und Stehen zwischen den Staatschefs vor Schmerzen ins Straucheln geraten war. Angesichts solcher Bilder sprang in Vilimsky der Kampfhund an, dem Gerüchte wichtiger sind als Fakten. Juncker sei "getorkelt", behauptete er, sturzbetrunken.

Vizepräsident der Le-Pen-Fraktion

Bei einem rechtspopulistischen Oppositionspolitiker, der seit 2014 auch als Abgeordneter im EU-Parlament werkt, wäre das bald wieder vergessen gewesen. Er ist auch Vizepräsident der ENF-Fraktion im EU-Parlament, die er mit der einstigen Front-National-Chefin Marine Le Pen gegründet hat, inmitten extrem rechter Parteien, wo bis vor kurzem auch Italiens Lega-Innenminister Matteo Salvini werkte: Juncker und dessen EU-Integrationspolitik waren diesen "EU-Skeptikern" immer ein Feindbild.

Das Problem: Die FPÖ ist inzwischen in einer Regierung, die den EU-Ratsvorsitz innehat. Vilimsky hat den Rollenwechsel nicht vollzogen. Er ist mental bereits im EU-Wahlkampf 2019.

Wahlkämpfen für den engen Freund und Parteichef Heinz-Christian Strache ist sein Metier, seit er 1991 als Pressesprecher im FPÖ-Klub anheuerte. Zuvor hatte er einen Hochschullehrgang für Öffentlichkeitsarbeit absolviert, eine lupenreine Parteikarriere als Berufspolitiker folgte. Vilimsky wechselte 1996 in den Wiener Gemeinderat, war Landesparteisekretär, auf Bezirksebene verankert, Bundesrat, Abgeordneter im Nationalrat, ein "Mann fürs Grobe", seit er 2006 Generalsekretär wurde, erfolgreicher Wahlkampfleiter.

Nur in einer Regierung war er noch nie. Es heißt, Bundespräsident Alexander Van der Bellen habe ihn als Innenminister abgelehnt: Ihm galt nach Juncker die nächste Attacke Vilimskys. (Thomas Mayer, 18.7.2018)