Wien – Mehrere tausend Sprachen werden auf diesem Planeten von Menschen gesprochen – wer in Österreich seine Fahrerlaubnis erlangen will, soll aber bald nur noch vier davon verwenden können. Neben den Amtssprachen Deutsch, Kroatisch und Slowenisch wird ab 2019 lediglich Englisch als Fremdsprache bei der Führerscheinprüfung zugelassen, kündigte Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) am Wochenende an.

Und das, obwohl Türkisch derzeit die zweithäufigste Sprache ist, mit der Fahrschüler ihre Tauglichkeit für den Straßenverkehr beweisen wollen. Von den 299.687 Prüfungen im Jahr 2017 wurden 291.504 (97,3 Prozent) auf Deutsch absolviert, 1,2 Prozent auf Türkisch, 0,8 Prozent auf Englisch, 0,7 Prozent auf Kroatisch und schließlich 0,05 Prozent auf Slowenisch.

Verkehrsminister sieht Anreiz, Deutsch zu lernen

Zwei Gründe führt der Verkehrsminister für seinen Plan an: Jede Fremdsprache würde jährlich fünfstellige Kosten verursachen. Und, wie Hofer auch im Ö1-"Morgenjournal" erläuterte: Es sei gegenüber anderen Herkunftsländern diskriminierend, wenn türkischsprechende Jugendliche den Test in ihrer Sprache absolvieren könnten, andere sprachliche Minderheiten aber nicht. Darüber hinaus sieht der Politiker einen verstärkten Anreiz für Türkischsprechende, Deutsch zu lernen.

International sind die Vorschriften in dieser Frage völlig unterschiedlich. In Deutschland regelt beispielsweise der Punkt 1.3 der Anlage 7 der Fahrerlaubnis-Verordnung, in welchen Sprachen außer Deutsch die theoretische Prüfung abgelegt werden kann. Es sind zwölf, darunter Portugiesisch, Türkisch und Hocharabisch.

Noch mehr Auswahl hat man im US-Bundesstaat Kalifornien. Dort kann man in 31 fremden Zungen außer Englisch sprechen, um Autofahren zu dürfen. Die Auswahl ist groß: Die rund 100.000 Einwohner des pazifischen Königreichs Tonga könnten in Kalifornien in Tongaisch antreten.

Großbritannien reduzierte Sprachauswahl

In England, Schottland und Wales ging man dagegen den umgekehrten Weg. Bis April 2014 konnte man den Test in 19 Fremdsprachen absolvieren. Rund sieben Prozent machten im Jahr 2011/12 davon Gebrauch. Dann änderte die Regierung aus Konservativen und Liberaldemokraten das Gesetz – Prüfungen konnten nur noch in Englisch und Walisisch gemacht werden.

Die Argumentation des damaligen Verkehrsministers Patrick McLoughlin von den Konservativen: Nur so könne sichergestellt werden, dass Inhaber britischer Führerscheine Verkehrsinformationen und Warnhinweise verstehen würden, darüber hinaus reduziere man das Risiko, dass der Übersetzer anstelle des Fahranfängers die korrekten Antworten gibt.

In der österreichischen Debatte hegt ÖAMTC-Jurist Martin Hoffer eine andere Befürchtung. Bereits bei der Einführung der Computertests im Jahr 1998 sei die Einbeziehung von Türkisch aufgrund der großen Relevanz "außer Zweifel" gestanden. Hoffer sieht die Führerscheinprüfung nicht als Werkzeug der Integration, sondern der Verkehrssicherheit. Die Prüflinge könnten künftig die Fragen einfach auswendig lernen, ohne sich mit dem Inhalt auseinanderzusetzen. (Michael Möseneder, 22.7.2018)