Tarik Mete (31) ist SPÖ-Fixstarter für ein Gemeinderatsmandat in der Stadt Salzburg.

foto: arne müseler

Salzburg – Die Haare sind exakt gekämmt, Hemd und Sakko sind faltenfrei, die Brille streng mit intellektuellem Touch – einen rebellischen Partei-Jungsozi stellt man sich anders vor. Der ist Tarik Mete auch nicht. Der 31-Jährige arbeitet seit fünf Jahren bei der Salzburger Gebietskrankenkasse; zurzeit ist er stellvertretender Abteilungsleiter im Bereich Vertragspartner und Arztabrechnungen.

Aber auch zu seiner Zeit als ÖH-Referent (2008–2010) und später als Landesvorsitzender der Jusos (2010–2013) war ihm rebellisches Gehabe nach außen weitgehend fremd. Dafür zieren inzwischen sechs akademische Titel seine Visitenkarte – neben dem Dr. jur. finden sich auf dem Kärtchen Kürzel für Abschlüsse in den Bereichen European Union Studies, Health Care Management und Politikwissenschaften.

Vorzugstimmenkaiser

Doch der Schein trügt: Der aus einer türkischen Familie stammende Mete hat die Salzburger SPÖ durcheinandergewirbelt wie kaum ein Jungsozi vor ihm. Bei der Landtagswahl 2013 gelang ihm mit einer Vorzugsstimmenkampagne eine Sensation: Mete erreichte im Wahlkreis Salzburg-Stadt mit 1.832 Vorzugsstimmen mehr als die damals amtierende Landeshauptfrau Gabi Burgstaller. Seine Wähler waren die Jungen und Leute aus der türkischen Community.

"Damit war ich dann plötzlich ein Problem", erzählt Mete heute. Denn nach dem parteiinternen Wettbewerb wäre ihm eigentlich ein Landtagsmandat zugestanden. Nur: Die Wahl 2013 endete für die Sozialdemokraten an der Salzach nach dem Spekulationsskandal mit einem Debakel, und es fehlten plötzlich Posten und Mandate.

Ein Jahr im Landtag

Das ursprüngliche Wohlwollen einiger Parteigranden war dahin, und Mete musste vorerst auf das Mandat verzichten. 2016 schaffte er dennoch kurz den Sprung ins Landesparlament: Er rückte als Karenzvertretung auf ein Jahr beschränkt nach.

Mete, dessen inzwischen verstorbener Vater einst im Alter von 14 Jahren nach Österreich gekommen war, hat die Niederlage geschluckt und blieb in den diversen Parteifunktionen vom Parteipräsidium bis zum BSA, bei den Kinderfreunden oder im Wirtschaftsverband. Bis schließlich 2018 die personell wie intellektuell ziemlich ausgedünnte Salzburger SPÖ auf den jungen Mann mit Migrationshintergrund nicht mehr verzichten konnte.

Vizebürgermeister Bernhard Auinger holte ihn auf die politische Bühne zurück. Mete wird bei der Gemeinderatswahl in der Stadt Salzburg Anfang 2019 den sicheren achten Listenplatz bekommen. Die Bestätigung der Liste auf einer Bezirkskonferenz dürfte ein Formalakt bleiben.

Kopftuch, Dialog und Beirat

Sein Comeback sieht der promovierte Jurist ziemlich gelassen: Das Wort "Zukunftshoffnung" möchte er im Zusammenhang mit seinem Namen nicht mehr lesen. Er wisse, wie schnell sich das politische Klima – auch in seiner Partei – ändern könne.

Seit einigen Tagen sei er aber wohl unverzichtbar, sagen viele seiner Parteifreunde. Nachdem Gemeinderat Osman Günes von der SPÖ-Fraktion zur ÖVP gewechselt ist, bleibe Mete der einzige wichtige SPÖ-Funktionär mit guten Kontakten in die türkische Community, heißt es.

Dies auch, weil sich Mete mit seiner Herkunft identifizieren kann: "Ich kann mich in die Menschen hineinversetzen", sagt er. Im Gemeinderat wolle er so "die Stimme der Nichtgehörten" werden, da er viele der Lebenssituationen kenne. Geld für sein Studium habe er als Taxifahrer und Hilfskraft verdienen müssen.

Was heißt das kommunalpolitisch konkret? Unter anderem müsse in der Stadt Salzburg ein Integrations- und Migrationsbeirat geschaffen werden, sagt er.

Konflikte gehörten friedlich und im Dialog gelöst, betont Mete. Als Beispiel nennt er die Kopftuchdebatte: "Das Problem wird größergeredet, als es ist, um im Windschatten dann den Zwölfstundentag durchzudrücken." In Salzburg habe es beispielsweise genau drei Fälle gegeben, wo Mädchen im Kindergarten mit Kopftuch unterwegs waren. In allen drei Fällen habe es im Dialog und ohne großes Aufheben eine Lösung gegeben: ohne Kopftuch. (Thomas Neuhold, 24.7.2018)