Schädel und Unterkiefer eines Deninger Bären aus dem heutigen Spanien.

Foto: Javier Trueba/Madrid Scientific Films

Diese Mikro-CT Rekonstruktionen zeigen A) den Schädel eines jungen Deninger Bären der Iberischen Halbinsel und B) den Schädel eines ausgewachsenen männlichen Höhlenbären. Sie sind sich in vielen Merkmalen ähnlich.

Foto: Elena Santos/ Taylor and Francis

Während des späten Pleistozäns (vor 125.000 bis 12.000 Jahren) durchstreiften zwei Bärenarten Europa: der allesfressende Braunbär (Ursus arctos) und der ausgestorbene, größtenteils vegetarisch lebende Höhlenbär (Ursus spelaeus). Die Koexistenz dieser Arten wurde durch ihre unterschiedliche Ernährungsweise ermöglicht – sie besetzten verschiedene ökologische Nischen.

Über den direkten Vorfahren des Höhlenbären, den Deninger Bären (Ursus deningeri), ist bisher wenig bekannt – Fossilien sind extrem selten. Ein Forscherteam aus Deutschland und Spanien hat aber nun anhand von Schädelmerkmalen entdeckt, dass die Ernährung des Deninger Bären der des Höhlenbären bereits sehr ähnlich gewesen sein muss: Wie die Wissenschafter im Fachblatt "Historical Biology" berichten, ähnelten Unterkiefer und Schädel des Deninger Bären denen des Höhlenbären stark.

Fossilien im CT

"Fossilien der Vorfahren des Höhlenbären sind so selten, dass es sehr schwierig ist, sie zu erforschen", sagte Studien-Co-Autorin Elena Santos von den Universitäten von Burgos und Madrid. Die einzige heute noch lebende rein vegetarische Bärenart ist der Riesenpanda, der sich ausschließlich von Bambus ernährt.

Die charakteristische Form von Schädel, Unterkiefer und Zähnen des Höhlenbären weist auf seine vegetarische Ernährung hin. Um die Evolution des Höhlenbären zu verstehen, haben die Forscher die seltenen bekannten Fossilien von Ursus deningeri in einem CT-Gerät gescannt und nachträglich digital das Sediment "entfernt", ohne das Risiko eingehen zu müssen, die raren Fossilien zu beschädigen. Mithilfe statistischer Methoden verglichen die Forscher dann anhand von Messpunkten die dreidimensionale Form von Unterkiefern und Schädeln der Deninger Bären mit denen von Höhlenbären und modernen Bärenarten.

Frühe Unterschiede

"Die Analysen zeigten, dass Unterkiefer und Schädel des Deninger Bären denen des Höhlenbären sehr ähnelten. Dies gibt uns den Hinweis, dass sie an die gleiche Ernährung angepasst und primär vegetarisch waren", sagte Studienleiterin Anneke van Heteren von der Zoologischen Staatssammlung München. In welchem Ausmaß der Höhlenbär vegetarisch war, werde immer noch diskutiert, gerade deshalb sei diese neue Information über die Ernährung seines direkten Vorfahren bedeutend: Die unterschiedliche Ernährungsweise von Höhlen- und Braunbären sei schon vor mindestens 500.000 Jahren entstanden, wahrscheinlich sogar noch früher, so die Studienautoren.

Die Untersuchungen ergaben auch morphologische Unterschiede zwischen den Deninger Bären der Iberischen Halbinsel und denen des übrigen Europas. Diese betreffen den Unterkiefer, sind aber nach Ansicht der Forscher eher nicht mit der Ernährung verbunden. Um mehr darüber herauszufinden, wären allerdings mehr Fossilien nötig. (red, 27.7.2018)