Jedes Jahr entscheiden sich tausende Frauen in Österreich für einen Schwangerschaftsabbruch. Genaue Zahlen gibt es nicht. Denn über diese gravierenden Entscheidungen und Erlebnisse wird nicht nur geschwiegen, sondern auch keine Statistik geführt. Das ist kein Zufall. Die Scham, mit der Abtreibungen immer noch für die meisten Frauen behaftet sind, rührt aus alten konservativ-patriarchalen Gesellschaftsmodellen – aus Zeiten, in denen Frauen nicht über ihren Körper, ihre Sexualität und ihr ganzes Leben selbst entscheiden konnten.

Eine anonyme Patientinnenbefragung, die ein Wiener Ambulatorium nun durchgeführt hat, lässt darauf schließen, dass Migrantinnen besonders oft ungewollt schwanger werden und daher abtreiben. Sie haben weniger Möglichkeiten, sich über effiziente Verhütung in ihrer Sprache beraten zu lassen – und sie haben zu wenig Geld, um sich dann etwa eine Hormonspirale leisten zu können.

Das müsste nicht so sein. Die Politik könnte mit einfach umzusetzenden Maßnahmen dem Großteil der Frauen – Österreicherinnen und Migrantinnen – die oft traumatische Erfahrung einer Abtreibung ersparen. Verhütungsberatung und Verhütungsmittel auf Krankenschein sind langjährige Forderungen von Expertinnen, die aber ignoriert werden. Eine Regierung, auf deren Agenda Frauengesundheit und nicht das pseudomoralische Einmischen in das Privatleben der Bürgerinnen steht, würde das verstehen. (Colette M. Schmidt, 30.7.2018)