In der Abendausgabe der "Krone" vom 30. Juli richtet Michael Jeannée einen seiner berüchtigten Briefe an Christian Konrad, zum zweiten Mal hintereinander. Schon am 29. Juli nahm Jeannée dem ehemaligen Raiffeisen-Chef seine Aussagen in einem Interview mit dem Kurier übel. So übel, dass er am nächsten Tag nachlegen musste.

In "Lieber Christian Konrad (Teil 2) ..." spricht der "Krone"-Kolumnist aber eigentlich mit dem Kurier, um präzise zu sein, mit dem Chefredakteur Helmut Brandstätter. Dieser sei Christian Konrad "hörig", und der Kurier unterstütze die Kritik an der Flüchtlingspolitik des Bundeskanzlers Kurz. Das alles würde die Eigner des "Kurier" erzürnen; man habe genug "von links im Kurier" und "die Nase voll" vom Chefredakteur Brandstätter, weiß Jeannée aus der "Wiener Gerüchteküche".

Brandstätters Nachfolge

Bis Ende August ließe man Brandstätter noch im Amt, dann sei Schluss, zitiert der Krone-Briefeschreiber die Gerüchte. Brandstätter entgegnet auf STANDARD-Nachfrage, dass es natürlich notwendig sei, über seine Nachfolge nachzudenken, denn sein Vertrag läuft in einem Jahr aus. Laut STANDARD-Informationen wird Brandstätters Vertrag als Chefredakteur nicht verlängert, er soll aber weiterhin Herausgeber bleiben.

Jeannée als "Hetzer"

Andere Gerüchte, die Jeannée anführt, will der Kurier-Chefredakteur nicht kommentieren: "Was soll ich zu Einem sagen, der mich schon mal erschießen lassen wollte." Der Kolumnist Michael Jeannée schrieb schon 2012 einen Brief an Christian Konrad und rief den damaligen Aufsichts- ratsvorsitzenden zum "Hegeabschuss" des Kurier-Chefs auf: "Unter uns Jägern, lieber Herr Konrad: Hegeabschuss (Brandstätter) überfällig!" Der Presserat befand, diese Aufforderung sei "ein schwerwiegender Verstoß gegen den Ehrenkodex".

Der Chefredakteur der "Kronen Zeitung" Christoph Dichand solle sich lieber überlegen, ob er "so einen Hetzer noch schreiben lassen will", so Brandstätter zum STANDARD, denn "das vertreibe auch die Krone-Leser". Die "Krone" hat seit 2010 immerhin rund 600.000 Leser und Leserinnen verloren, zitiert Brandstätter die Mediaanalyse.

Wenige Stunden nach Erscheinen der "Kronen Zeitung" mit deren jüngster Post von Jeannée reagierte der Redakteursausschuss des Kurier mit einer Presseaussendung und stellte fest, "dass die Bezeichnung unserer Zeitung als ,links' und die Beschreibung des Chefredakteurs als ,hörig' der Realität wie auch unserem Redakteursstatut in seinen Grundsätzen gänzlich widerspricht". (os, 30.7.2018, Updat: 31.7.2018)