25 Jahre ist es her, dass Richard Garfield mit "Magic: The Gathering" ein Sammelkartenspiel schuf, das selbst im heutigen digitalen Zeitalter immer noch Millionen Spieler anzieht. Auch der Markt um seltene Karte floriert. Kürzlich wurde ein einziges Exemplar um 90.000 Dollar verkauft. Um die Faszination an dem Spiel zu verstehen, muss man auch in Österreich nicht weit schauen. Es reicht ein Besuch im Wiener Sammlergeschäft Spielraum unweit der Mariahilfer Straße im sechsten Bezirk.

Emanuel Burtscher vom Spielraum erklärt die Faszination an Magic
DER STANDARD

Seit 18 Jahren im Geschäft

Selbst bei Temperaturen von weit über 30 Grad ist das Geschäft gut besucht. Das jüngere Publikum ist entweder gekommen, um sich neue Karten zu besorgen oder um gemeinsam zu spielen. Seit 18 Jahren gibt es das Geschäft schon – in Salzburg eröffnete die erste Filiale, in weiterer Folge wurde dann auch in Wien ein Ableger eröffnet. 16 Mitarbeiter hat allein der Wiener Store, 1,6 Millionen Euro Umsatz konnte das Unternehmen im vergangenen Jahr verbuchen.

Circa 20 Millionen Spieler

"Magic: The Gathering" hatte einen Löwenanteil daran. Der Spielraum bietet nämlich auch andere Kartenspiele an, die weit nicht so populär sind wie jenes von Richard Garfield. Emanuel Burtscher, Gründer und Chef des Geschäfts, hat auch eine Erklärung dafür. So bietet das mittlerweile 25 Jahre alte Spiel einen unerreichten Grad an Spieltiefe und einen enormen sozialen Faktor. "Magic: The Gathering" soll weltweit von circa 20 Millionen Spielern gespielt werden. Sie spielen entweder zuhause oder treffen sich in Lokalen.

Österreichische Spieler

Laut Burtscher ist es schwer einzuschätzen, wie viele "Magic: The Gathering"-Spieler es in Österreich gibt. Bei Turnieren oder der Veröffentlichung von neuen Editionen würden Hunderte in das Lokal strömen. Tatsächlich soll es aber deutlich mehr Spieler geben, die sich zuhause Auseinandersetzungen liefern. Viele waren in der Kindheit oder Jugend mit dem Spiel bereits einmal konfrontiert und würden Burtscher zufolge später irgendwann wieder damit anfangen.

Wie "Magic: The Gathering" funktioniert

Das Grundprinzip von "Magic: The Gathering" hat sich in den vergangenen 25 Jahren nicht verändert. Zwei Spieler mit jeweils 20 Lebenspunkten treffen aufeinander und bringen Monster und Zauber ins Spiel, um den Gegner zu bezwingen. Fünf verschiedene Farben gibt es, wobei jede Klasse seine eigenen Finessen und Eigenschaften aufweist. Weiß bietet etwa kostengünstige kleinere Monster und Zauber, die für mehr Lebenspunkte sorgen und Schwarz etwa starke und ebenso billige Monster, bei denen wiederum Lebenspunkte abgezogen werden.

"Magic: The Gathering" wird auch nach 25 Jahren von Millionen gespielt.
Foto: Wizards of the Coast

Jedes Jahr neue Editionen

Damit das Spiel auch für regelmäßige Spieler spannend bleibt und bei Hersteller Wizards of the Coast ohne Unterbrechung die Kassen klingeln, werden jedes Jahr vier neue Editionen mit neuen Kreaturen und Zaubern veröffentlicht. Rund ein Dutzend Mitarbeiter des Herstellers sind nur mit der Entwicklung von neuen Karten beschäftigt. Sie müssen auch darauf achten, dass das "Meta" nicht allzu durchgewirbelt wird. Dabei handelt es sich um die Stärke neuer Editionen gegenüber älterer Generationen. Schließlich ist es den Machern ein Anliegen, dass die Decks aus insgesamt 60 Karten mit unterschiedlichen Karten verschiedener Generationen gefüllt werden.

Diese neun Karten sind 20.000 Euro wert. Sie bilden die "Power Nine".
Foto: Daniel Koller/derStandard.at

Karten für zehntausende Dollar verkauft

Übermächtige Karten, die bei Turnieren größtenteils verboten sind, gibt es aber sehr wohl. Die sogenannten "Power Nine" sind Teil der allerersten "Magic: The Gathering"-Kollektion, die einzig zwischen 1993 und 1994 in begrenzter Anzahl gedruckt wurden. Sie sind nur bei bestimmten Turnieren erlaubt. Allzu viel wird damit aber ohnehin nicht gespielt, weil die "Power Nine" mittlerweile auch am Sammlermarkt enorm wertvoll sind. Ein Set wird Geschäften schnell einmal um 20.000 Euro verkauft. Manche besonders seltene Exemplare der Alpha- und Beta-Ausgabe erzielen online einen Wert von bis zu 90.000 Dollar.

Turniere mit ordentlichem Preisgeld

Geld lässt sich durch "Magic: The Gathering" auch bei Turnieren verdienen. Die größten Wettkämpfe finden im Rahmen der Pro Tour statt. Eine Teilnahme dort ist nur besonders fähigen Spielern überlassen, sie können sich dafür über mehrere Wege qualifizieren. Dafür winken dann aber ordentliche Preisgelder. 250.000 Dollar werden bei jedem Pro-Tour-Wettkampf ausgeschüttet. Für den ersten Platz gibt es immerhin 50.000 Dollar. Laut Burtscher gibt es zumindest vereinzelte Profi-Spieler, die von dem Kartenspiel leben können.

Lootboxen-Problematik bei "Magic"

Um zu den besten Spielern zu zählen, bedarf es viel Spielwissen, Spielintelligenz aber auch viel Geld. "Magic: The Gathering"-Karten werden neben vorgefertigten Decks nämlich auch in Packungen mit zufälligen Karten verkauft. In der digitalen Gaming-Welt wäre sowas als Lootbox verschrien, bei dem Kartenspiel wird es allerdings geduldet. Um seltene Karten zu erlangen, bedarf es somit viel Geld und auch viel Glück. Oder man greift eben auf spezialisierte Geschäfte zurück, um sich die Karten einzeln zu kaufen.

25 Jahre "Magic: The Gathering".
Magic: The Gathering

Digitalen Wandel nicht verschlafen

Für Anfänger ist es aber lohnenswert, sich erst einmal ein vorkonfiguriertes Deck zuzulegen, um damit das Spiel näher kennenzulernen. Der Free-to-Play-Titel "Magic – The Gathering: Arena" bietet ebenso einen guten ersten Blick auf das Kartenspiel – wenngleich in digitaler Form. Hier kann gegen den Computer oder Online-Gegner angetreten werden. An die hitzigen Duelle im echten Leben wird das Game aber wohl nie herankommen. (Daniel Koller, 19.08.2018)