Auch wenn das Jazzfestival in Saalfelden eines der bedeutendsten in Europa ist, wird Donald Trump von diesem hoffentlich keinerlei Kenntnis besitzen. Schließlich ist bekannt, wie sehr er Kritik schätzt. Wenn die zauberhaft ungehobelt und aufmüpfig tobende Klampfe von Marc Ribot auf der großen Bühne loslegt, dürfte ja einiges davon dem US-Präsidenten gewidmet sein. Allerdings nicht zum Zwecke der Huldigung.

Marc Ribot kommt mit dem Album "Songs of Resistance" nach Saalfelden: Es vereint Repertoire, das der US-Musiker "gerne gehört oder gesungen hätte" – bei Demos gegen Donald Trump.
Foto: Sandlin Gaither

Ribots Projekt Songs of Resistance vereint Repertoire, das der US-Musiker "gerne gehört oder gesungen hätte – bei jenen Demonstrationen, an denen ich seit der Wahl von Donald Trump teilgenommen habe". Es handelt sich um Kompositionen, die der US-Bürgerrechtsbewegung zuzuordnen sind. Und es geht um Gesänge des Widerstands aus dem Zweiten Weltkrieg, denen Ribot auch eigene Stücke zur Seite stellt. Es sind nicht nur die Songs, die anecken.

Auch die kantige Art und Weise, wie Marc Ribot die Gitarre interpretiert und wie er improvisiert, wird wohl als symbolischer Verweis auf die aktuelle US-Wirklichkeit verstanden werden können. Lieder nimmt Ribot, der einst auch bei Sänger Tom Waits und Elvis Costello für einen markanten Sound sorgte, ja bisweilen gerne auch auseinander. Sein Instrument wird quasi zur Abrissbirne.

Gesänge aus Kuba

Seine Dekonstruktionen sind jedoch exquisite Erhellungen neuer Zusammenhänge, energetisch dichte Versuche, Liedgut subjektiv zu deuten. Und natürlich ist da auch Vielfalt, natürlich kann der Mann aus Newark (New Jersey) auch ganz anders: So hat er vor Jahren Kuba für sich entdeckt und damit seine sensible wehmütige Seite. Melodische Grandezza strahlte Ribots Spiel aus, verstärkt durch die Formation Cubanos Postizos.

Marc Ribot, Steve Earle, Tift Merrit und ihr neuer Protestsong "Srinivas" vom im September erscheinenden Album "Songs of Resistance".
ANTI- Records

Zusammen mit Schlagzeuger Nasheet Waits, Bassist Nick Dunston und Saxofonist Jay Rodriguez wird er also am Freitag in Saalfelden auf der Mainstage vielerlei Ausdrucksvaleurs zwischen Wut und Wehmut (eine intakte Demokratie betreffend) durchforsten. Auf dem Album Songs of Resistance 1942–2018 kann dies auch anhand antifaschistischer italienischer Partisanenlieder (oder auch Songs aus Mexiko) nachvollzogen werden.

Marc Ribot und Meshell Ndegeocello mit "The Militant Ecologist (based on Fischia II Vento)".
ANTI- Records

Das Jazzfestival Saalfelden hat weitere politisch getönte Projekte nicht direkt angesagt. Aber abwarten. Es reist auch Elliott Sharp an – wie Ribot ein in Saalfelden gern gesehener US-Gitarrist und garantiert kein Trump-Fan. Es geht bei seinem Projekt um Musik in einem "Zwischenreich", das "nicht mehr Tag und noch nicht Nacht" ist. Man wird sehen, was da genau gemeint ist. (Ljubiša Tošić, 21.8.2018)