Ewa Dziedzic will in den grünen Bundesvorstand einziehen. Als Kandidatin für den Wahlkampf um Listenplatz eins bei der Wien-Wahl winkt sie ab.

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Wien – Es war durchaus eine Überraschung. Der grünen Bundesrätin Ewa Dziedzic wurde in den vergangenen Tagen von vielen Seiten nachgesagt, ebenfalls in den parteiinternen Kampf um die Spitzenkandidatur bei den kommenden Wien-Wahlen einsteigen zu wollen. Am Freitag winkte Dziedzic, die auch Frauensprecherin der Wiener Partei ist, aber ab."Ich kandidiere nicht als Spitzenkandidatin", sagte sie in einer auf ihrer Facebook-Seite veröffentlichten rund zweiminütigen Videobotschaft. Damit bleiben Gemeinderat Peter Kraus sowie Klubobmann David Ellensohn die bisher einzigen Bewerber, die auf den ersten Platz auf der grünen Liste für die kommenden Wahlen spitzen. Diese sind regulär für das Jahr 2020 vorgesehen.

Kritik am parteiinternen Wahlkampf

"Mir fehlen die Ressourcen", begründete Dziedzic ihren Nichtantritt. Sie habe im letzten Dreivierteljahr "viel in die Verabschiedung der alten Grünen investiert" sowie in die "Weichenstellung für einen Neustart". Ein parteiinterner Wahlkampf um den Spitzenplatz habe nicht den "Weitblick für eine inhaltliche Neuausrichtung", kritisierte Dziedzic.

Sie bleibe aber weiter aktiv und werde das "Manifesteschreiben nicht erfahrenen Herren überlassen". Dziedzic arbeitet aktuell an einem "neuen Leitbild für eine progressive Partei in Österreich". Damit sei nicht die Gründung einer neuen Partei gemeint, sagt Dziedzic auf Nachfrage. Mit dem neuen Leitbild will sie aber "Kreise ansprechen, die über die Grünen hinausgehen".

Kandidatur für grünen Bundesvorstand

Statt in Wien zu kandidieren, will Dziedzic lieber bundesweit umtriebig bleiben. Sie kündigte im Gespräch mit dem STANDARD eine Kandidatur für den grünen Bundesvorstand an, der beim Bundeskongress der Partei Mitte November gewählt wird. Platz eins habe sie nicht im Visier: Sie werde Bundessprecher Werner Kogler unterstützen.

Dziedzic ist seit 2015 im Bundesrat aktiv. Aktuell ist sie neben David Stögmüller aus Oberösterreich die einzige Vertreterin der Grünen in diesem Gremium. Seit 2014 ist Dziedzic außerdem Frauensprecherin der Wiener Landespartei. Bei der Nationalratswahl 2017 kandidierte sie auf Platz sieben der grünen Landesliste.

Für den parteiinternen Wahlkampf in Wien heißt die Entscheidung von Dziedzic auch, dass bis dato noch keine Frau in den Ring gestiegen ist. Es ist aber noch Zeit, die Bewerbungsfrist läuft bis zum 4. September. Ob Vizebürgermeisterin und Planungsstadträtin Maria Vassilakou erneut antreten wird, ist weiter offen. Klubchef Ellensohn rechnet nicht damit, sagte er dem STANDARD.

Die Bewerber müssen bis zum 3. Oktober ausreichende Unterstützungsunterschriften sammeln: Im Fall von Kraus, der noch keine zwei Perioden als Mandatar absolviert hat, sind es 100 Unterschriften. Ellensohn braucht 200. Mindestens die Hälfte der Unterstützer müssen jeweils Parteimitglieder sein. (David Krutzler, 24.8.2018)