29 unbegleitete Minderjährige durften am Donnerstag das Schiff verlassen.

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Rom – Die Migranten an Bord des Schiffes der italienischen Küstenwache, die seit vier Tagen auf die Landung warten, sind in den Hungerstreik getreten. Das berichtete der sozialdemokratische Senator Davide Faraone, der am Donnerstag an Bord der Diciotti gegangen war. Zuvor durften am Donnerstag 29 unbegleitete Minderjährige das Schiff verlassen.

"Spannung herrscht an Bord des Schiffes. Ich habe von den Hafenbehörden die Information erhalten, dass die Migranten in den Hungerstreik getreten sind. Besuche an Bord des Schiffes, um den Zustand der Migranten zu kontrollieren, sind aus Sicherheitsgründen ausgesetzt worden", berichtete Faraone am Freitag auf Twitter.

"Ich habe gerade von der Hafenbehörde die Information bekommen, dass es an Bord des Schiffes Diciotti Spannungen gibt und die Migranten einen Hungerstreik begonnen haben. Daher werden Besuche an Bord, um Solidarität auszudrücken und den Zustand des Schiffes zu überprüfen, aus Sicherheitsgründen ausgesetzt", erklärt der PD-Senator Davide Faraone.

EU-Treffen einberufen

Die EU-Kommission hat deshalb für Freitag zu einem Krisentreffen geladen. Spitzenbeamte aus zwölf EU-Staaten – inklusive Österreich – sollen dabei eine gemeinsame Lösung für Migration suchen. Bei dem Treffen gehe es um die Aufteilung von Verantwortung im Lichte bisheriger EU-Beschlüsse und Rettungsaktionen. Da es sich um ein informelles Treffen handelt, will die Kommission keine Ergebnisse ankündigen.

Ungarn und Belgien wollen keinen der 150 Migranten an Bord des Schiffes "Diciotti" der italienischen Küstenwache aufnehmen, die seit vier Tagen auf die Landung warten. Dies berichteten italienische Medien am Freitag. Der italienische Außenminister, Enzo Moavero Milanesi, beschwerte sich indes über mangelnde Kooperationsbereitschafts seitens der EU-Partner.

Italien hat der EU mit einem Zahlungsstopp gedroht, sollte es keine rasche Einigung auf eine Übernahme der Flüchtlinge auf der Diciotti durch die EU-Partner geben. Der stellvertretende Regierungschef Luigi Di Maio kündigte am Freitag an, nicht nachgeben zu wollen. "Die Italiener verlangen, dass Italien von der EU respektiert wird. Wir wollen mit der EU nicht streiten. Doch in dieser Woche hat die EU-Kommission zum Thema Diciotti noch kein Wort gesagt", klagte Di Maio, Chef der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung, die zusammen mit der Lega die Regierung bildet.

Kurz nicht begeistert

Die Drohung stößt bei Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) auf Ablehnung. "Ich halte nichts von Drohungen, insbesondere nichts von solchen Drohungen", sagte er am Freitag. "Ich sage einmal, es wären vielleicht auch die wirklich starken Nettozahler berufen, solche Drohungen auszusprechen. Auch die sollten es nicht tun, tun es auch für gewöhnlich nicht", umriss er seine Haltung. "Ich würde so etwas aber auch nicht überbewerten. Ich gehe nicht davon aus, dass es dazu kommt."

Auch die EU kritisierte Rom für die Aussagen. Ohne Italien beim Namen zu nennen, betonte der Sprecher, man sollte sich jetzt nicht in Schuldzuweisungen üben. "In Europa führen Drohungen zu nichts", sagte ein Kommissionssprecher. Die EU gründe auf Regeln, dies gelte auch für die Budgetzahlungen. (red, APA, 24.2018)