Der bisherige Hauptsponsor Nestlé wird in Salzburg nur noch Einzelprojekte unterstützen.

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Mit rund 15 Prozent liegt der Sponsorenanteil am Gesamtbudget der Salzburger Festspiele (derzeit 60,81 Millionen Euro) ziemlich hoch. Das sind neun Millionen Euro, die Präsidentin Helga Rabl-Stadler alljährlich lukrieren muss. Sie gilt als "Sponsoren-Europameisterin" und hat Firmen wie Siemens, Audi oder Rolex unter Vertrag. Ein weiterer bisheriger Hauptsponsor zieht sich nun zurück.

Wie am Freitag in Salzburg zu erfahren war, wird Nestlé künftig nur mehr Einzelprojekte unterstützen. Doch Rabl-Stadler hat Ersatz gefunden. In die Bresche springt Milliardär Klaus-Michael Kühne beziehungsweise die von ihm und seiner Gattin Christine 1976 gegründete Kühne-Stiftung. Der 81-jährige Opernliebhaber, Chef des Logistik- und Transportunternehmens Kühne+Nagel, wird also ab 2019 neuer Hauptsponsor. Die Höhe des Fördervolumens ist jener von Nestlé ähnlich, konkrete Zahlen werden nicht genannt.

Großes Vertrauen aufgebaut

Rabl-Stadler ist überglücklich. Die Kühne-Stiftung hat seit einigen Jahren das Young Singers Project unterstützt; so habe sich großes Vertrauen aufgebaut. Die Präsidentin kann nun beruhigt bis über die Jubiläumsausgabe 2020 hinaus in die Zukunft blicken. Das war nicht immer so. Ein hoher Sponsorenanteil ist für eine Kulturinstitution mit Risiken verbunden. Das bekamen die Festspiele schmerzlich zu spüren, als US-Börsenspekulant Alberto Vilar, der viel Geld (für den Bau des Hauses für Mozart) versprochen hatte, 2005 ausgerechnet wegen Geschäftsbetrugs verurteilt und inhaftiert wurde.

Private Geldgeber können im Unterschied zur öffentlichen Hand keine dauerhafte Finanzierung garantieren. Immer wieder treten Großsponsoren zurück. Im künstlerischen Programm spürbar wurde das, als sich Montblanc 2014 zurückzog und damit die Nachwuchsregiereihe Young Directors Project zu Fall brachte. Mit Kühne wird nun erstmals eine Stiftung Hauptsponsor. Rabl-Stadler hat keine Bedenken: "Die Kühne-Stiftung ist eine der bestausgestatteten Europas. Geld ist auf Jahre hinaus gesichert." Der Vertrag läuft vorerst drei Jahre lang. Das Schöne daran ist, so Rabl-Stadler, dass "so eine Stiftung einen rein philanthropischen Zweck" habe.

Kühne-Geld nehmen alle gern

Kühne und Nagel, aus deren Wert die Kühne-Stiftung ja hervorgegangen ist, ist steuerschonend in der Schweiz beheimatet. Das ist nicht der einzige Schönheitsfehler. Die Firma ist in der NS-Zeit durch den Transport von jüdischem Raubgut groß geworden und zeigte sich in der Aufarbeitung dieser Firmengeschichte bisher eher zurückhaltend, wie in deutschen Medien, u.a. der "Zeit", mehrfach berichtet wurde. Helga Rabl-Stadler wehrt indes ab. "Ich habe von dieser Firmengeschichte das erste Mal vor wenigen Tagen gehört. Ich habe aber nicht den Eindruck, dass Klaus-Michael Kühne die Auseinandersetzung mit der Vergangenheit halbherzig betreibt."

Die Kühne-Stiftung besitzt ein jährliches Fördervolumen von 20 bis 30 Millionen Schweizer Franken und unterstützt damit Projekte und Institutionen von der Elbphilharmonie bis zum HSV, von der Scala bis zum Opernhaus Zürich. Alle nehmen Kühne-Geld gern. So sehr die Festspielpräsidentin Sponsoren schätzt, so wichtig ist es ihr, die öffentlichen Geldgeber in die Pflicht zu nehmen. "Ich will keine US-Verhältnisse", sagt sie. Die öffentliche Hand (21 Prozent Budgetanteil) sollte sich nicht zurückziehen. Zudem sei eine Valorisierung der Zuschüsse (Inflationsanpassung) dringend notwendig. Eine alte Forderung, nicht nur der Festspiele. (Margarete Affenzeller, 24.8.2018)