Moskau – Die russische Regierung hat die größte Militärübung seit Jahrzehnten angekündigt. Mehrere russische Nachrichtenagenturen zitierten am Dienstag Verteidigungsminister Sergej Schoigu mit den Worten, das Manöver "Wostok-2018" werde im September in den zentralen und östlichen Militärbezirken stattfinden. An ihm sollten fast 300.000 Soldaten, zwei Flottenverbände und 1.000 Flugzeuge und Hubschrauber teilnehmen. Es sei die größte derartige Übung sei 1981, erklärte Schoigu den Meldungen zufolge. Die Zahl der Teilnehmer liegt damit deutlich höher als die Gesamtstärke der Bundeswehr mit fast 180.000 Soldaten.

An einigen Phasen des Manövers sollen auch Soldaten aus China und der Mongolei teilnehmen. Präsident Wladimir Putin sei zu der Zeit beim Fernöstlichen Wirtschaftsforum in Wladiwostok und werde dort auch Chinas Staatschef Xi Jinping treffen, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow. Es sei aber kein gemeinsamer Besuch der Militärübung geplant.

Rede zur umstrittenen Rentenreform an

Putin kündigte zudem an, in einer Rede an die Nation Stellung zu den unpopulären Regierungsplänen für eine Rentenreform zu nehmen. Der Präsident werde sich am Mittwoch im Fernsehen an das Volk wenden, kündigte Peskow am Dienstag an. Putin selbst hatte zuvor bei einem Besuch im sibirischen Omsk erklärt, die geplante Erhöhung des Rentenalters habe eine "scharfe Diskussion" in der Bevölkerung ausgelöst. Zwar sei ein "ausgewogener und vorsichtiger Ansatz" notwendig. Allerdings müssten die wirtschaftliche Lage und die Situation am Arbeitsmarkt sowie der Ausblick für das Land auf "zehn, 20 und sogar 30 Jahre" berücksichtigt werden.

Ministerpräsident Dmitri Medwedew hatte Mitte Juni – parallel zum Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft – ein Gesetz angekündigt, das unter anderem eine schrittweise Erhöhung des Renteneintrittsalters vorsieht. Für Frauen soll es um acht Jahre von 55 auf 63 Jahre und für Männer um fünf Jahre von 60 auf 65 Jahre steigen. Begründet wurde der Schritt mit den hohen Belastungen der Staatsfinanzen. Kritik haben darauf hingewiesen, dass damit in einigen Regionen die Eintrittsalter höher liegen würden als die durchschnittliche Lebenserwartung. Umfragen zufolge hat Putins Beliebtheit seit der Ankündigung gelitten. In den vergangenen Wochen kam es in mehreren Städten zu Protesten gegen die Pläne.

In Russland steht eine steigende Zahl von Rentnern einer abnehmenden Zahl von Arbeitskräften gegenüber, unter anderem eine Folge der geburtenschwachen Jahrgänge nach der Jahrtausendwende. Zudem leidet die Wirtschaft unter den Sanktionen des Westens. Das russische Parlament hatte die Rentenpläne im Juli in der ersten von drei Lesungen vorangetrieben. Neben der Duma muss auch der Förderationsrat zustimmen, bevor das Gesetz Putin zur Unterschrift vorgelegt werden kann. (APA, Reuters, 28.8.2018)