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Donald Trump ist davon überzeugt, dass Google ihn benachteilige.

Foto: Evan Vucci / AP

Eines kann man US-Präsident Donald Trump schwerlich vorwerfen: Dass es ihm an Meinungen fehlt. Via Twitter schüttet er tagtäglich seinen Zorn über all das in der Welt aus, was ihm gerade nicht in den Kram passt. Das können fremde Staatschefs sein – oder einfach auch nur Celebritys, die nicht seiner Meinung sind.

Am Dienstag meinte Trump dann aber eine neue Verschwörung aufgedeckt zu haben: Suchmaschinenriese Google manipuliere eindeutig seine Suchergebnisse, um ihn im schlechten Licht erscheinen zu lassen. Wer nach "Trump News" suche, finde fast nur negative Ergebnisse, dabei würden positive Nachrichten und konservative Nachrichten bewusst unterdrückt, so der Vorwurf.

Am Mittwochabend legte der US-Präsident noch einmal nach und postete auf Twitter ein Video, mit dessen Hilfe nachgewiesen werden sollte, dass Google die Reden "zur Lage der Nation" seines Vorgängers Barack Obama intensiver auf der Homepage beworben hatte, als die Trumps. Google konterte und erklärte, Trump habe 2017 noch gar keine "State of the Union" gehalten. 2018 sei sie sehr wohl mit einem Livestream verbreitet worden.

Klare Antwort

Aber ist das auch richtig? Nein, meint das US-Magazin Wired in einem aktuellen Artikel, streicht dabei aber auch heraus, warum Google das perfekte Ziel für Trumps Tiraden ist. So sei etwa Googles Nachrichten-App "Google News" natürlich von Mainstream-Seiten dominiert, immerhin hätten diese die meisten Leser. Wenn man nun wie Trump diese generell als feindlich oder "links" klassifiziert, könnte man schnell zum Urteil kommen, dass hier andere Stimmen zu wenig vorkommen.

Gleichzeitig sei dies aber auch zu kurz gegriffen, da etwa bekannte konservative Seiten wie Fox News hier ebenfalls prominent positioniert würden und bei der generellen Gewichtung kein Unterschied im Vergleich zu liberaleren Nachrichtenquellen wie der "New York Times" oder der "Washington Post" zu erkennen sei. Eine aktuelle Studie von Seth Lewis und Efrat Nechushtai, Forscher an der Universität an Oregon, zeigt sogar, dass "Google News" eine der objektivsten Quellen ist, da hier Filterbubbles im Gegensatz zu vielen anderen Diensten im Internet kaum eine Rolle spielen.

Black Box

Was für Trump in seiner Argumentation natürlich nützlich ist: Beweisen kann man eine politische Unvoreingenommenheit der Google-Dienste nur schwerlich, immerhin sind die der Suchmaschine zugrunde liegenden Algorithmen streng geheim. So etwas befördere natürlich Verschwörungstheorien aller Art, wie Brendan Nyhan, Politikwissenschafter an der Universität von Michigan, betont. Verstärkt werde dieses generelle Misstrauen noch dadurch, dass hier zunehmend künstliche Intelligenz zum Einsatz kommt, wo zum Teil selbst die Entwickler nicht genau nachvollziehen können, warum diese welche Entscheidung vornimmt.

Trumps Wunsch nach einer vollständig ausgeglichenen Anzeige positiver und negativer Blickpunkte zeige aber auch ein generelles Missverständnis darüber auf, was Objektivität ausmache, betont Nyhan. Die Idee, alle Seiten gleich gewichtet darzustellen, ignoriere, dass es so etwas wie Fakten gebe. Es ergebe schlicht keinen Sinn, zur Frage "Existiert die Schwerkraft" genauso viele Artikel darzustellen, die dies anzweifeln, wie solche, die dies bestätigen.

Eine Wertung ist nötig

Hier steckt auch eine der Ursachen für Trumps Wahrnehmung einer Voreingenommenheit. Denn natürlich werten Suchmaschinen und soziale Netzwerke Seiten, die gezielt Falschinformationen verbreiten, ab. Prominentes aktuelles Beispiel sind die diversen Online-Auftritte des Verschwörungstheoretikers Alex Jones, zu dessen "Infowars" der US-Präsident in der Vergangenheit eine gewisse Affinität gezeigt hat.

Umgekehrt ist Trump davon überzeugt, dass CNN vollständig "Fake News" sei, während dies mit der Faktenlage nicht zu vereinbaren ist. Sieht er nun bei der Suche nach sich selbst Artikel von CNN statt von "Infowars", kann natürlich subjektiv der Eindruck einer Verschwörung entstehen.

Bei einem Vorwurf hat Trump aber natürlich recht: Nämlich dass Google kontrolliert, was die Nutzer sehen. Das ist fraglos sobund gleichermaßen unausweichlich wie durchaus problematisch. Die ganze Qualität einer Suchmaschine besteht darin, Ergebnisse zu filtern und zu gewichten. Würde sie einfach nur eine unsortierte Liste von Ergebnissen anzeigen, wäre der Dienst komplett unbrauchbar.

Insofern haben Unternehmen wie Google eine große Macht, die es durchaus kritisch zu betrachten gilt, wie Nyhan betont. Immerhin hätten es gerade die Inhalten von Minderheiten und gesellschaftlich weniger stark positionierten Gruppen schwer, hier gegen jene durchzukommen, die mehr Geld und Zeit zur Verfügung haben. Dass dadurch aber gerade konservative Gruppen benachteiligt würden, sei eine nicht haltbare Behauptung. Gerade Trump-Unterstützer hatten sich im Präsidentschaftswahlkampf 2016 Google und andere Dienste sehr geschickt zunutze gemacht.

Illegal?

Bleibt noch die Behauptung Trumps, dass all diese Gewichtungen der Suchergebnisse durch Google illegal wären: Dem widersprechen Experten ganz grundlegend. Google sei ein privates Unternehmen und könne auf seiner Plattform prinzipiell machen, was es wolle. Damit greife auch das von der US-Verfassung stark geschützte Recht auf freie Meinungsäußerung nicht.

Google wird natürlich Interesse daran haben, eine möglichst große Zahl an Stimmen zu Wort kommen zu lassen, um Nutzer unterschiedlichster politischer Ausrichtung für seinen Service zu gewinnen. Einen Rechtsanspruch darauf gibt es aber nicht.

Auf die Frage nach möglicher Regulierung von Google sagte Trump: "Wir werden sehen. Wir wollen keine Regulierung, wir wollen Fairness."(red, 29.8.2018)