Feinstaub verursacht weltweit knapp ein Drittel mehr Todesfälle, als bisherige Schätzungen ahnen ließen, berichtet ein Forscherteam mit österreichischer Beteiligung im Fachjournal "PNAS". Es ermittelte anhand von 41 Kohortenstudien das Sterberisiko durch kleine Partikel (PM2,5). Aufgrund der Ergebnisse halten es die Wissenschafter für wichtig, die Feinstaubkonzentration in der Umwelt zu senken.

Die Forscher um Mieczyslaw Szyszkowicz von der kanadischen Gesundheitsbehörde haben die Feinstaubwerte aus Messungen in 16 Weltregionen mit den dortigen Sterberaten durch nicht übertragbare Krankheiten und Erkrankungen der unteren Atemwege, also von Luftröhre und Lunge, in Verbindung gesetzt. Für 41 "Kohorten", eine davon aus Vorarlberg, ermittelten sie somit das Mortalitätsrisiko durch Feinstaub. Bei Kohortenstudien wird durch Beobachtung verschiedener Gruppen ein Zusammenhang zwischen Exposition zum Beispiel mit einem Schadstoff und dem Auftreten einer Krankheit untersucht.

Die blanken Zahlen

Weltweit hat ihren Berechnungen nach im Jahr 2015 PM2,5-Feinstaub 8,9 Millionen Todesfälle verursacht. Das sind um 30 Prozent mehr, als jene 6,9 Millionen, die herkömmliche Schätzungsmethoden kalkulierten. "Bisher hat man die Zahlen für die fünf größten Risikogruppen, nämlich Schlaganfall, COPD (Chronische, obstruktive Lungenerkrankung, Anm.), Lungenkrebs, ischämische Herzerkrankungen und die unteren Atemwegsinfektionen, einfach addiert", sagt Studienmitautor Hans Concin vom Arbeitskreis für Vorsorge und Sozialmedizin (aks) in Bregenz. In der neuen Studie habe man somit die Gesamtsterblichkeit durch die Feinstaubbelastung besser erfasst.

Offensichtlich wurden die Auswirkungen der Exposition mit Feinstaub PM2,5 bisher unterschätzt und es gibt, außer den gut bekannten, noch weitere, gravierende Risikofaktoren. PM2,5-Feinstaub besteht zur Hälfte aus Teilchen mit einem Durchmesser von 2,5 Mikrometern, der Rest setzt sich aus einem höheren Anteil kleinerer Teilchen und einen niedrigeren Anteil größerer Teilchen zusammen. Diese Partikeln sind mit freiem Auge nicht sichtbar.

Grenzwerte überarbeiten

Die Forscher sehen nun Handlungsbedarf bei der Politik, die Feinstaub-Grenzwerte zu reduzieren. Dies hätte laut der neuen Studie noch positivere Auswirkungen als bisher angenommen. In einer früheren, EU-weiten Studie habe man außerdem schon nachgewiesen, dass bereits PM2,5-Konzentrationen unterhalb der europäischen Grenzwerte das Sterberisiko erhöhen, so Concin.

"Die gute Nachricht ist, dass die Feinstaubbelastung zumindest in Europa in den vergangenen 20 Jahren deutlich zurückgegangen ist", sagte der Mediziner. Dafür seien vor allem Maßnahmen beim Verkehr und der Industrie verantwortlich. (APA, 4.9.2018)