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71 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen sind auf der Toilette nicht gern unbeschäftigt – sie nehmen das Mobiltelefon mit zur Sitzung.

Foto: AP Photo/Felipe Dana

Wien – Für Millennials, also Menschen im Alter von 15 bis 25, ist das Smartphone fast ein Körperteil. 58 Prozent von ihnen würden eher eine Woche auf Sex verzichten als auf ihr Telefon, das nur 16 Prozent aus der Hand geben würden. Rund drei Viertel checken morgens als Erstes ihre Nachrichten und nehmen das Telefon sogar mit auf die Toilette.

Das ist ein Ergebnis des Austrian Millennial Report 2018, einer Studie über um die Jahrtausendwende Geborenen. Das Markt- und Meinungsforschungsinstitut Marketagent.com und die Agentur Kobza and The Hungry Eyes (KTHE) stellten 53 Fragen an 2.500 Österreicher. Diese wurden in drei Gruppen geteilt: in Millennials, 26- bis 39-Jährige und die Generation 40 plus.

Abseits der ausgeprägten Liebe zum Mobiltelefon unterscheiden sich die Millennials auch in ihrer Weltanschauung von der restlichen Bevölkerung: Die Frage, ob wir in Österreich gegenüber Fremden beziehungsweise Zuwanderern offener sein sollten, beantworten 56 Prozent der Millennials mit Ja, aber nur 39 Prozent der Generation 40 plus. Offener sind sie auch gegenüber der eigenen Mobilität: 44 Prozent wären bereit, für einen Job in ein anderes Land zu ziehen. Bei den Befragten zischen 26 und 39 sind das 32 Prozent, ab 40 nur noch 28 Prozent.

Wie für ältere Generationen sind für Millennials der Klimawandel und Umweltkatastrophen die wichtigsten Probleme weltweit. Zuwanderung sehen nur 32 Prozent der 15- bis 25-Jährigen als Problem, bei der Generation 40 plus sind das 46 Prozent.

Konservativ muten die Ziele der Millennials an: 78 Prozent wollen Karriere machen, und 82 Prozent streben ein Eigenheim an. Das sind zwölf Prozent mehr als bei den Älteren. Dafür fürchten sich mehr Junge vor Krieg und Rechtsextremismus als ihre Eltern.

Die Frage des Bundeslandes sei dabei vernachlässigbar, betont Studienautor Thomas Schwabl: "Der Linzer ist dem Grazer und dem Wiener sehr ähnlich, es gibt aber ein Stadt-Land-Gefälle." Für 91 Prozent der Millennials sind Familie und Partnerschaft sehr wichtig. Hier gibt es keine große Kluft zu den Älteren, die das im Alter von 26 bis über 40 ebenfalls zu 95 Prozent so sehen. Auch sonst decken sich viele Wertvorstellungen mit älteren Generationen: Dass Männer und Frauen im Haushalt und bei den Kindern halbe-halbe machen sollten, stimmen etwa in allen drei Altersgruppen genau 82 Prozent der Befragten zu.

Facebook stinkt ab

Doch Politik ist den Jungen mit 57 Prozent weniger wichtig als jenen über 40, von denen 64 Prozent das politische Geschehen verfolgen. Das eigene Aussehen rangiert dafür bei den Millennials mit 80 Prozent – versus 72 Prozent bei den Oldies – höher. Letzteres mag auch an visuellen Kommunikationsformen wie Instagram liegen, die Millennials am meisten nutzen. Instagram ist nach Whatsapp das zweithäufigst genutzte soziale Medium. Facebook stinkt auf Platz fünf ab und wird vor allem noch passiv genutzt – vielleicht um zu beobachten, was die Eltern so treiben.

Youtube schauen Millennials fast täglich, und ein Netflix- oder Amazon-Prime-Account gilt als normal. Für Medien zu zahlen sei ein wachsender Trend, so Agenturchef Rudi Kobza: "Die Qualitätsschraube hat sich nach oben gedreht." Dies und das Bewusstsein, "dass wir in einer offenen, vielfältigen Welt leben", könne man bei der nachrückenden Generation jedenfalls positiv bewerten.

Das Wort Bummelstudent hat übrigens ausgedient. "Die Millennials wollen arbeiten, und sie wollen etwas leisten", sagt Studienautorin Kaitlyn Chang. 78 Prozent geben an, Karriere machen zu wollen. Auch wenn sie weltoffener und mobiler sind, sich eher vom Bargeld verabschieden und extrem aufgeschlossen neuen Technologien gegenüber sind, gibt es auch fast konservative Vorstellungen: Ein Eigenheim sehen 82 Prozent der Millennials als Lebensziel, aber nur 70 Prozent der über 40-Jährigen. (Colette M. Schmidt, 7.9.2018)