Starke Polizeipräsenz beim Trauermarsch in Köthen.

Foto: APA/AFP/ODD ANDERSEN

In Köthen in Sachsen Anhalt starb ein 22-Jähriger nach einer Auseinandersetzung mit zwei Afghanen.

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Köthen – In Köthen haben nach dem Tod eines 22-jährigen Deutschen in Zusammenhang mit einem Streit mit Asylwerbern mehrere hundert Personen demonstriert. Rund 400 bis 500 Mitglieder der rechten Szene hätten sich einer als Trauermarsch angekündigten Kundgebung am Sonntagabend angeschlossen, sagte Sachsen-Anhalts Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) am Montag.

Insgesamt seien rund 2.500 Menschen bei dem "Trauermarsch" mitgegangen, darunter viele Bürger und AfD-Anhänger. "Ich möchte auch darum bitten, dass man nicht jeden (...) unter Generalverdacht stellt, rechts oder rechtsradikal zu sein", sagte Stahlknecht angesichts der Äußerungen über die Ausschreitungen von Chemnitz.

Todesursache Herzstillstand

Sachsen-Anhalts Justizministerin Anne-Marie Keding (CDU) bestätigte, dass der 22-Jährige sehr wahrscheinlich einem Herzinfarkt erlegen sei. Tödliche Verletzungen seien nicht festgestellt worden. Einer der beiden inhaftierten Afghanen sei wegen gefährlicher Körperverletzung aktenkundig und sollte abgeschoben werden. Der andere habe eine Aufenthaltserlaubnis. Fest stehe, dass es am Samstag in Köthen zu Auseinandersetzungen zwischen mindestens zwei Afghanen und mindestens zwei Deutschen – darunter der 22-Jährige – gekommen sei.

"Thügida"-Chef David Köckert sprach von "Rassenkrieg"

Beide Minister riefen dazu auf, Gerüchten über den Tathergang keinen Glauben zu schenken. "Wir können noch nicht sagen, was sich dort in Einzelnen und im Detail abgespielt hat", sagte Keding. Eine Zeugin, die nach eigenen Angaben erste Hilfe leistete, berichtete jedoch von Tritten gegen Kopf und Körper des bereits am Boden liegenden Mannes.

Aufnahmen von Trauermarsch werden ausgewertet

Es müsse akzeptiert werden, dass Menschen friedlich ihre Betroffenheit zeigen wollten, sagte Stahlknecht über die Proteste. Einige Teilnehmer des Trauermarschs hätten rechten Losungen widersprochen, andere hätten applaudiert. "Wir werden sehr genau auswerten (...) was gestern dort an Parolen skandiert worden ist", kündigte er an. "Die Strafverfahren werden eingeleitet." In Chemnitz hatten unter anderem rechtsradikale Gruppen zu Kundgebungen mobilisiert und Migranten pauschal als Gefahr gebrandmarkt.

Auch für Montagabend sei wieder ein Trauermarsch in Köthen angekündigt worden, sagte Stahlknecht. Die Polizei werde mit Einsatzkräften "in einem sehr hohen dreistelligen Bereich" vor Ort sein. Sie seien mit Beamten aus anderen Bundesländern und der Bundespolizei verstärkt worden. Ein Wasserwerfer und berittene Polizei stünden in Bereitschaft.

Seehofer warnt vor voreiligen Schlüssen

Der deutsche Innenminister Horst Seehofer (CSU) hält sich mit einer Bewertung des Angriffs zurück. "Da wäre ich jetzt vorsichtig", sagte Seehofer am Montag. "Dass es wieder ein Tötungsdelikt gab, macht mich schon betroffen." Der Tathergang sei aber noch nicht ausreichend geklärt. Er habe am Sonntagmittag von dem Vorfall erfahren und dafür gesorgt, dass zu der erwarteten Demonstration in Köthen mehr Polizei geschickt worden sei.

Afghanen in Haft

Seit dem späten Sonntagabend sitzen zwei Afghanen im Alter von 18 und 20 Jahren wegen des Verdachts der Körperverletzung mit Todesfolge in Untersuchungshaft.

In Chemnitz war vor zwei Wochen ein 35-jähriger Deutscher getötet worden. Zwei junge Männer sitzen inzwischen in Untersuchungshaft. Sie stammen nach eigenen Angaben aus Syrien und dem Irak. (red, APA, 10.9.2018)