Mit dem Vorstoß von Bildungsminister Faßmann hätten sich die Befürchtungen der Islamischen Glaubensgemeinschaft bestätigt, sagt Ibrahim Olgun.

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Wien – Die Islamische Glaubensgemeinschaft (IGGÖ) befürchtet angesichts des Wunsches von Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) nach einer breit aufgestellte Debatte über ein Kopftuchverbot in der Unterstufe einen Schritt hin zu einem generellen Verbot dieser Kopfbedeckung im Bildungsbereich. Das sei eine "fatale Entwicklung", sagte IGGÖ-Präsident Ibrahim Olgun am Dienstag.

Mit Faßmanns Vorstoß vom Sonntag hätten sich die Befürchtungen der Islamischen Glaubensgemeinschaft bestätigt. Der Vorstoß sei "nur ein weiterer Schritt in der Gesamtstrategie der Regierung", so Olgun: "Wir bewegen uns Schritt für Schritt hin zu einem generellen Kopftuchverbot im Bildungsbereich, sowohl für Schülerinnen als auch für Lehrerinnen. Davor haben wir als Glaubensgemeinschaft schon zu Beginn dieser Diskussion gewarnt." Er verwies darauf, dass nach dem Verbot im Kindergarten von FPÖ-Vertretern in der Regierung "sogar ein Kopftuchverbot an Universitäten" ins Treffen geführt worden sei.

Rote Linie

"Es ist eine fatale Entwicklung, dass Musliminnen, die ein Kopftuch tragen, peu à peu aus den staatlichen Bildungsinstitutionen ausgeschlossen werden", so Olgun. "Die Glaubensgemeinschaft kämpft seit Jahren dafür, dass muslimische Frauen, sowohl im Bildungsbereich als auch in der Arbeitswelt, nicht Opfer von Diskriminierung werden. Dieser Vorstoß ist für all diese Frauen ein Schlag ins Gesicht. Scheinbar möchte man verhindern, dass es mehr starke, emanzipierte und gut gebildete Musliminnen in unserer Gesellschaft gibt", so Olgun.

Die Glaubensgemeinschaft nehme "das in den Raum gestellte Angebot von Minister Faßmann für eine offene Diskussion gerne wahr", solange man bereit sei, auf Augenhöhe gemeinsam mit allen Vertretern der anerkannten Kirchen und Religionsgemeinschaften an Lösungen zu arbeiten. Dennoch werde ein derartiges Angebot "die rote Linie der Glaubensgemeinschaft gegen ein Kopftuchverbot, unabhängig davon, welchen Bereich es betrifft, nicht verändern", betonte der IGGÖ-Präsident. (APA, 11.9.2018)