Den Gewerkschaften geht der jüngst eingeführte Zwölfstundentag "am Orsch". Die Metaller wollen sich bei den Kollektivvertragshandlungen zurückholen, was "durch die Arbeitszeitflexibilisierung genommen wurde."

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Wien – Nach der Arbeitszeitflexibilisierung durch die Bundesregierung und die Neos wollen sich die Gewerkschaften in den Kollektivvertragsverhandlungen im Herbst "zurückholen" was ihnen genommen worden sei. Die Stimmung sei "künstlich aufgepusht", kritisierte nun die Arbeitgeberseite im Vorfeld der am 20. September beginnenden Metaller-KV-Verhandlungen.

Politische Auseinandersetzungen hätten keinen Platz in den KV-Gesprächen, lautete die Kritik am Dienstag bei einer Pressekonferenz in Wien in Richtung der Gewerkschaft. "Es gibt durch das neue Arbeitszeitgesetz keine Verschlechterungen, es gibt keinen Grund, politisch zu agieren", sagte Christian Knill, Obmann des Fachverbands Metalltechnische Industrie in der Wirtschaftskammer (WKO).

In der Metalltechnischen Industrie gebe es dank eines schon existierenden "Zeitkontenmodells" keine Auswirkungen durch die Gesetzesnovelle. Für politischen Protest sei der Fachverband in den KV-Verhandlungen "der falsche Adressat. Wir verhandeln für die Betriebe und Beschäftigten und bieten keine Plattform für politische Kampagnen."

Knill fordert solide Daten als Verhandlungsbasis

Mehrfach forderten Knill und Fachverbandsgeschäftsführer Krafft am Dienstag, dass für die Verhandlungen eine solide Datenbasis herangezogen werden müsse. Auf Nachfrage, ob man den Gewerkschaften heuer etwa wegen der Ankündigung eines "heißen Herbstes" und Streikdrohungen einen nüchtern und sachlichen Zugang abspreche, sagte Knill: "Ja, ich spreche ihnen eine gewisse Seriosität ab, auf Basis von allem, was wir im Vorfeld gehört haben."

Lieber wollte man seitens der Arbeitgeber heute also "Fakten, eine seriöse Datenbasis im Vorfeld der Verhandlungen" präsentieren. Und diese Daten seien nicht die allerbesten – vor allem aufs Wachstum im kommenden Jahr bezogen, das nicht das allerstärkste sein werde. Aber auch die Produktivität sei nach wie vor relativ gering, die Inflation wie auch die Lohnstückkosten hierzulande überdurchschnittlich hoch und die Preisentwicklung in den Exportmärkten sei fraglich. Und: "Die Abschlüsse in den vergangenen Jahren waren für unserer Branche zu hoch", so Knill. Es sei ein "Schaden für die Wettbewerbsfähigkeit entstanden".

Arbeitgeber wollen mit KV auf Digitalisierung eingehen

Im Vorjahr gab es ein Lohn- und Gehaltsplus von drei Prozent. Wie hoch der Abschluss heuer ausfallen könnte, wurde freilich aus verhandlungstaktischen Gründen offengelassen. Die Lohnkosten sind nach Auskunft der Branche seit 2005 um die Hälfte auf gut acht Milliarden Euro gestiegen. Jeder Prozentpunkt Lohnerhöhung kostet die Unternehmen also 80 Millionen. Zudem verwies Krafft darauf, dass ein Fünftel der Betriebe derzeit operative Verluste schreibe. "Wir müssen aufpassen, dass auch diese Betriebe nicht unter die Räder kommen", sagte Krafft.

Wünschenswert wäre aus Sicht der Arbeitgeber ein neuer KV, der auf die Digitalisierung und Automatisierung eingehen und am besten gleich für einen längeren Zeitraum abgeschlossen werden solle. Denkbar seien beispielsweise zwei Jahre, so Knill.

Die Arbeitgeber rechnen auch damit, dass beispielsweise die leichtere Erreichbarkeit der sechsten Urlaubswoche von den Arbeitgebervertretern thematisiert wird. "Aber wir liegen mit 25 Tagen Urlaub und 13 Feiertagen schon an der Spitze in Europa", sagte Knill dazu.

Neues Verhandlungsteam

Beim Verhandlungsteam der Wirtschaftskammer kommt es heuer zu einer Änderung. Statt Veit Schmid-Schmidsfelden steigt Evva-Geschäftsführer Stefan Ehrlich-Adam in den Verhandlungsring. "Ein guter Name", befand Knill. Der Geschäftsführer der Collini GmbH, Johannes Collini, verhandelt auch heuer wieder.

Von der Gewerkschaft verhandeln wie zuletzt Pro-Ge-Chef Rainer Wimmer, Vorsitzender der Fraktion Sozialdemokratischer GewerkschafterInnen (FSG) und der Bundesgeschäftsführer der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA-djp), Karl Dürtscher.

Vereinbart wurden bisher vier Gesprächstermine. Neben dem 20. September sind der 2., 16. und 19. Oktober eingeplant. (APA, 11.9.2018)