Bild nicht mehr verfügbar.

ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz will die Fußball-Bundesliga mit einer Gesetzesänderung zurück ins Free-TV holen.

Foto: AP/Punz

2019 wird im ORF wieder getanzt: Das Showformat "Dancing Stars" kehrt nach einer einjährigen Pause zurück, kündigte ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz am Mittwoch bei der ORF-Publikumsratssitzung an. Das sei ein vielfach geäußerter Wunsch der Zuseherbefragung gewesen, die in 23.000 Rückmeldungen mündete.

Während 2019 freitags in ORF 1 also wieder das Tanzbein geschwungen wird, soll es in ORF 2 weniger martialisch zugehen: Wrabetz möchte die Krimiware reduzieren. Wenn es keine aktuellen "Tatort"-Folgen gibt, sollen sonntags künftig keine Wiederholungen auf dem Programm stehen, sondern Filme aus dem Genre "Romantic Comedy". Spätestens Ende des Jahres soll dann die große ORF-1-Programmreform vom Stiftungsrat abgesegnet sein, erste Schwerpunkte gab der ORF bereits am Montag bekannt.

Mit dem Verlauf der "Sommergespräche" ist der ORF-Chef zufrieden – trotz inflationärer Reproduktion des Formats durch die Privatsender, so Wrabetz: "Für ein Nichtwahljahr war die Quote gut." Im Schnitt sahen 644.000 Zuschauer die Interviews mit den Parteichefs der Parlamentsparteien.

Wrabetz: Premiumsport nicht nur in ORF 1

Vom Gesetzgeber fordert Wrabetz einmal mehr die Öffnung des Sportkanals ORF Sport Plus für Premiumsport. Das Publikum habe kein Verständnis dafür, dass etwa Fußball oder gewisse Wintersportarten nur in ORF 1 gezeigt werden dürfen: "Es hat sich herausgestellt, dass Sport Plus für Private wie Sky oder Dazn nicht existenzbedrohend ist."

Dass dem ORF die Sportrechte wie jene der Fußball-Bundesliga oder der Champions League wegbröckeln, bedauert Wrabetz, sieht darin aber auch eine soziale Frage, die thematisiert gehöre: "Dass der Sport hinter Bezahlschranken verschwindet, ist eine problematische Entwicklung", sagt der ORF-General und rechnet vor, dass für die ORF-Gebühren monatlich nur 17,21 Euro anfielen, während ein Sky-Abo im Normalpreis 39,99 Euro pro Monat koste. Dazu kämen noch zehn Euro für Dazn – der britische Streamingdienst hat sich etwa die Rechte für die Champions League und die Europa League gesichert.

Der ORF habe in der letzten Bundesliga-Saison durchschnittlich 303.000 Zuseher bei den Sonntagsspielen verbuchen können, so Wrabetz. "Laut Medienberichten sind es jetzt nur mehr zwischen 5.000 und maximal 20.000, wenn Rapid spielt."

Bundesliga und internationale Spiele

Wrabetz fordert hier – wie berichtet – einen Eingriff in das Fernsehexklusivrechtegesetz. Darin wird geregelt, welche TV-Ereignisse im Free-TV laufen müssen. "Diese Liste sollte man sich ansehen." Konkret möchte Wrabetz, dass ein Spiel jeder Bundesliga-Runde verpflichtend im Free-TV gezeigt werden muss, genauso wie Champions-League- und Europa-League-Spiele mit österreichischer Beteiligung. Sky hat die Exklusivrechte an der österreichischen Bundesliga für die nächsten Jahre erworben. "Man kann nicht in bestehende Verträge eingreifen", so Wrabetz, "aber nach Auslaufen des Vertrags" gebe es die Möglichkeit einer Adaption.

Mit den neu installierten Fußballsendungen am Samstag und Sonntag um 19.20 Uhr ist er zufrieden, auch wenn die Programmierung gegen die "Zeit im Bild" Quote koste. Der ORF darf die Spiele nicht vor 19.30 Uhr zeigen. Im Schnitt erreiche die Zusammenfassung der Bundesliga-Partien sonntags rund 200.000 Zuseher, samstags seien es etwas weniger: "In Summe sind wir zufrieden."

Koproduktionen geplant

Zufrieden ist der ORF-Chef auch mit den internationalen Koproduktionen, die avisiert sind. Robert Dornhelms "Maria Theresia" soll fortgesetzt werden. Teil drei und vier sollen 2019 produziert werden, Teil fünf ist für 2020 geplant. Weiter in Planung sind der Krimidreiteiler "Liebermann" mit dem ZDF und der britischen Red Arrow als Partnern sowie die Serie "Freud", die gemeinsam mit Netflix entsteht und ab November gedreht wird.

ORF-Player als zentrale Plattform

Konkret sind bereits die Pläne für den ORF-Player, der nach dem Vorbild der BBC konzipiert wird. Auf der Plattform sollen alle Angebote des Senders gebündelt werden. Wichtige Elemente davon sind das Streaming aller Fernseh- und Radiokanäle des ORF sowie eigens produzierte Inhalte für Online – wofür das Gesetz geändert werden müsste. Ein "Paradigmenwechsel in der ORF-Gesetzgebung" sei notwendig: "Ich sehe hier eine Bereitschaft."

Integriert in den neuen ORF-Player soll auch die TVThek werden, wo künftig Sendungen nicht nur eine Woche, sondern einen Monat lang abrufbar sein sollen. Ein weiterer Bereich: kuratierte Archive, die voraussichtlich zwar kostenlos bleiben, aber hinter eine Passwortschranke mit Registrierung wandern sollen. Wrabetz kündigt an, dass er auch die kostenpflichtigen Plattformen Flimmit und Fidelio via ORF-Player anbieten wolle.

Der Publikumsrat verabschiedete am Mittwoch eine Empfehlung, das ORF-Kinderprogramm "weiterzuentwickeln", konkret etwa um "Kindernachrichten" und "Erklärformate", ein Archiv in der TVThek und mehr Programm für Jugendliche ab zwölf Jahren. (omark, 12.9.2018)