Drei Stockwerke Studentenheim und eine Tankstelle: Das Konzept wurde vor kurzem rechtzeitig für das Wintersemester in Innsbruck fertiggestellt.

Foto: Salzburg Wohnbau

Das Studentenheim hat einen x-förmigen Grundriss.

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Foto: Arch. DI Christof Reich ZT
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Früher stand an der Adresse Kranebitter Allee 30 in Innsbruck nur eine Tankstelle. Seit kurzem gehen hier aber auch Studierende ohne Auto ein und aus. Denn die Tankstelle wurde neu gebaut – Spatenstich war im Jänner 2017 – und in ein dreistöckiges Studentenheim mit 85 Heimplätzen integriert. Außerdem ist eine Tiefgarage mit 19 Stellplätzen entstanden.

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Mit dem Raimund-Pradler-Studentenheim ist eines der ungewöhnlichsten Studentenheime des Landes entstanden. Es zeigt den Trend, angesichts hoher Immobilienpreise und wachsender Grundstücksknappheit Gewerbeflächen mit Wohnungen zu überbauen. In Wien wurde beispielsweise das Auhof-Center im 14. Bezirk vor einigen Jahren im Rahmen eines Umbaus mit 71 geförderten Wohnungen überbaut. Der Vorteil solcher Konzepte: Die nötige Infrastruktur muss nicht erst teuer gebaut werden, sondern ist vor Ort längst vorhanden.

Einzelzimmer gewünscht

Mit dem Beginn des heurigen Wintersemesters ziehen in Innsbruck also Studierende über einer knallgrünen BP-Tankstelle ein. Die Plätze seien längst vergeben, erzählt Christian Struber, Geschäftsführer des Bauträgers Salzburg Wohnbau. Der Wohnungsmarkt in Innsbruck ist für Studierende schwierig – und vor allem sehr teuer. Die All-inclusive-Miete des von der Stuwo AG verwalteten Heims liegt bei rund 400 Euro.

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Studierende würden sich heute mehrheitlich Einzelzimmer wünschen, sagt Struber. Doppelzimmer seien nicht mehr so gefragt. Die Nassbereiche im neu entstandenen Heim teilen sich jeweils zwei Bewohner.

Herausfordernde Planung

Die Tankstelle im Erdgeschoß sei für die Studierenden kein Problem gewesen – ganz im Gegenteil, meint Struber: Der dort befindliche Merkur-Markt und ein kleines Bistro seien für viele einer der Vorzüge des Standortes: "Das ist eine sinnvolle Ergänzung", so Struber.

Planerisch war das Raimund-Pradler-Studentenheim allerdings eine Herausforderung, wie Günter Eckerstorfer vom Salzburger Architekturbüro Kofler Architects berichtet: So sei ein statisches Gutachten nötig gewesen, das nachweist, dass das Haus auch einer Kollision mit einem Lkw standhält.

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Außerdem musste nachgewiesen werden, dass etwaige Benzindämpfe für die Bewohner des Studentenheims im Rahmen der zugelassenen Grenzwerte bleiben.Für den Brandschutz sei eine 60 Zentimeter dicke Stahlbetondecke zwischen Tankstelle und dem darüberliegenden Studentenheim eingezogen worden, so der Architekt. Entstanden ist ein Studentenwohnheim mit x-förmigem Grundriss, bei dem sich die Zimmer nach außen und die Gemeinschaftsräume nach innen orientieren.

Weitere Projekte möglich

Salzburg-Wohnbau-Chef Struber kann sich nach diesem Pilotprojekt weitere Überbauungen von Tankstellen und anderen Gewerbeflächen gut vorstellen. Gespräche und Besichtigungen habe es bereits gegeben, "in Umsetzungsqualität" befinde man sich derzeit aber noch nicht. "Solche Projekte werden immer häufiger werden", prognostiziert auch Architekt Eckerstorfer, besonders in teuren Städten wie Innsbruck.

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Auch im nicht weniger teuren Salzburg gibt es Überlegungen für die Überbauung von Einzelhandelsflächen: Hier befindet sich laut Medienberichten ein Projekt in Planung, bei dem ein Parkplatz und ein Gebäude von zwei Baukörpern eines Studentenheims mit 71 Plätzen überplattet werden. Details dazu will der Salzburger Immobilienentwickler, der das Projekt plant, noch nicht verraten. (Franziska Zoidl, 24.9.2018)