Das Dunn Solar Telescope (DST) ist das Herzstück des Observatoriums.

Foto: SSO

Das Sonnenteleskop, das auf Beobachtungen der Sonnenatmosphäre spezialisiert ist, wurde 1969 in Betrieb genommen.

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Aktuelle Vorkommnisse rund um ein Sonnenobservatorium in New Mexico lassen Erinnerungen an die Mysterie-Fernsehserie "Akte X" aufleben: Das Sunspot Solar Observatory in den Sacramento Mountains wurde vorige Woche vom FBI geschlossen, das Gelände evakuiert. Warum, ist allerdings völlig unklar – mehr, als dass es sich um eine "Sicherheitsmaßnahme" handelt, drang bisher nicht nach außen.

Nicht einmal der zuständige Sheriff ist über die Vorgänge informiert: "Das FBI weigert sich, uns Auskunft zu geben", sagte Benny House zu "Alamogordo News". Er berichtete von FBI-Hubschraubern, die über dem Gelände kreisten.

Auch James McAteer, der Direktor des Sunspot Solar Observatory, weiß offenbar nicht, warum seine Forschungseinrichtung eigentlich geschlossen wurde: Er sei angewiesen worden, die Mitarbeiter zur Evakuierung aufzurufen, Gründe seien jedoch nicht genannt worden, sagte er zu einem Fernsehsender. Probleme mit Teleskopen schloss er jedenfalls aus.

Schweigen heizt Gerüchte an

Beim FBI hält man sich bedeckt und verweist auf die Association of Universities for Research in Astronomy (AURA), der das Observatorium angehört. Eine Sprecherin des Konsortiums ließ wiederum wissen, eine "Sicherheitsangelegenheit" habe zum Entschluss zu einer vorübergehenden Evakuierung geführt. Details könnten aber nicht verlautbart werden.

Die Geheimnistuerei ruft natürlich Verschwörungstheoretiker auf den Plan: Kaum erschienen die ersten Berichte in lokalen Medien, wurden schon wilde Gerüchte über Aliensichtungen und Regierungsoperationen gestreut und Zusammenhänge mit dem nur 200 Kilometer entfernten Ort Roswell konstruiert, der seit Jahrzehnten im Fokus von Ufologen und Verschwörungstheoretikern steht (egal wie oft der angebliche "Ufo-Absturz" von 1947 widerlegt wird). Dass die Intransparenz der Behörden diversen bizarren Gerüchten Aufwind verleiht, ist eigentlich wenig überraschend – es bleibt zu hoffen, dass bald die Auflösung folgt und Verschwörungstheorien den Nährboden entzieht.

Nahes Militärgelände

Eine plausible Erklärung, die ganz ohne Aliens auskommt, macht die völlige Offenlegung aber unwahrscheinlich: Die Evakuierung könnte mit der nahe gelegenen Holloman Air Force Base und der White Sands Missile Range zusammenhängen. Auf letzterer, einem Übungs- und Testgelände der US-Army, wurde nicht nur im Zuge des Manhattan-Projekts der erste Nukleartest der Geschichte durchgeführt. Heute werden dort neue Raketen- und Drohnentechnologien getestet. Es wäre also denkbar, dass mit der Schließung und Evakuierung verhindert werden soll, dass Mitarbeiter des Observatoriums zu Zeugen militärischer Übungsflüge werden.

Wann die Arbeit am Sunspot Solar Observatory wieder weitergehen kann, ist noch unklar. Auf der Homepage der Einrichtung bemüht man sich jedenfalls, den Medienrummel zu Werbezwecken zu nutzen: Nach der ganzen Aufregung freue man sich über Besucher, die sich für die Arbeit der Sonnenforscher interessieren und sich selbst überzeugen wollen, was dort eigentlich gemacht wird. Und ein Besucherzentrum gibt es auch. (dare, 14.9.2018)