Zähne putzen, umweltfreundlich: In vielen Zahnpasten ist Mikroplastik enthalten – wer umweltfreundliche Zahnpflege will, sollte auf Bioprodukte umsteigen.

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Roberto Lhotka ist Zahnarzt und Produktentwickler: Konsistenz, Inhaltsstoffe, Duft, Geschmack und die Verpackung seiner Zahnpflegelinie Dr. Lhotka hat er nach seinen Vorstellungen gemacht.

Putzen, spülen und einölen – wer unter Parodontitis leidet, trägt das Dr.-Lhotka-Öl mit einer Interdentalbürste in die Zahnzwischenräume auf.

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STANDARD: Zahnärzte reparieren Zähne und sind damit ziemlich ausgelastet. Sie haben fünf Jahre lang an einer eigenen Zahnpflegelinie gearbeitet. Warum?

Lhotka: Angefangen hat eigentliches alles mit einem Zahnöl für Patienten mit Parodontitis. Parodontitis ist ein großes Problem für viele meiner Patienten, ich habe nach Möglichkeiten der Zahnpflege gesucht. Da hatten wir dann die Idee, das entzündete Zahnfleisch mit einem Zahnöl vor dem Schlafengehen zu behandeln. Einige meiner Patienten haben es ausprobiert und dieses Öl mit einer Interdentalbürste in die Zahnzwischenräume aufgetragen.

STANDARD: Und, hat es geholfen?

Lhotka: Ja, das Öl, das wir in der Ordination entwickelt haben, stabilisiert den Zustand im Mund. Vor allem gab es diese Art von Zahnöl noch nicht am Markt. Das war eigentlich die Initialzündung.

STANDARD: Es gibt ein Zahnöl, eine Spülung, eine Zahnpasta und eine Lippenpflege. Was unterscheidet Ihre Zahnpflegeprodukte von anderen?

Lhotka: Wir verwenden ausschließlich biologisch zertifizierte Inhaltsstoffe. Es war ein langer Prozess, diese sehr strengen Auflagen zu erfüllen. Außerdem wird alles in Österreich erzeugt. Dafür haben wir fünf Jahre lang gearbeitet, nach dem Motto "Auf die Tube drücken" sozusagen.

STANDARD: Sind herkömmliche Zahnpasten eigentlich schlecht?

Lhotka: Es sind zu einem hohen Prozentsatz Massenprodukte von großen Konzernen, ich kann nicht beurteilen, wie viel Sorgfalt in der Herstellung steckt. Aber was die Inhaltsstoffe betrifft, kann ich sagen: Wir würden keine Plastikputzkörperchen, zu grobe Abriebmittel, künstliche Farbstoffe, Formaldehyd oder Parabene verwenden. Darauf verzichten wir bewusst.

STANDARD: Und was verwenden Sie stattdessen?

Lhotka: Pflanzenwirkstoffe, die seit Jahrhunderten für ihre antibakterielle und antivirale Wirkung im Einsatz sind. Parodontitis im Kiefer wird durch krankmachende Bakterien verursacht. Die kann man im sogenannten Hain-Test nachweisen. Wir haben gesehen, dass der Wirkstoffmix aus Zimt, Nelken, Lemongrass, Aloe vera, Zitrone und Basilikum eine gesunde Mundflora wiederherstellen kann. Genau diese Wirkung nutzen wir aus.

STANDARD: Also gar keine Chemie?

Lhotka: In der Zahnpasta ist Fluorid enthalten, aus zahnmedizinischer Sicht ist das unverzichtbar. Als Schleifkörper in der Zahnpasta verwenden wir die natürliche Kieselerde mit mildem Abrieb und eben kein Mikroplastik, das in vielen Zahnpasten enthalten ist.

STANDARD: Die Tube ist aber aus Plastik.

Lhotka: Wir haben lange nach Alternativen gesucht und suchen noch immer, aber wir haben kein Material außer Plastik gefunden, das nicht mit den ätherischen Ölen reagieren würde. Die Zahnpaste trocknet auch leicht aus, da keine chemischen "Feuchtmacher" enthalten sind. Insofern mussten wir in diesem Punkt Abstriche machen. Unsere Zahnprodukte sind auch nur zwei Jahre haltbar, weil wir keine Konservierungsstoffe verwenden.

STANDARD: Wenn keine Tenside enthalten sind, schäumt die Zahnpasta aber auch kaum, oder?

Lhotka: Das liegt daran, dass wir von scharfen chemischen Tensiden Abstand genommen haben, da sie die Biokriterien nicht erfüllen. Daran gewöhnt man sich aber, sagen zumindest Patienten, die diese Zahnpasta in den letzten Monaten getestet haben. Wir haben vor allem auch gesehen, dass eine konsequente Anwendung die bakterielle Belastung stabilisiert. Einstweilen sind das nur einige Fallstudien an einzelnen Patienten, aber wir denken daran, diese Zahnpasta auch in einer klinischen Studie an der Zahnklinik in Graz überprüfen zu lassen.

STANDARD: Was genau ist eine konsequente Anwendung?

Lhotka: Als Zahnarzt bin ich nur ein Serviceleister. Ich repariere schadhafte Zähne. Um Karies zu reduzieren, empfehle ich meinen Patienten, ein- oder zweimal im Jahr eine professionelle Mundhygiene, Kontrolle und Beratung durchführen zu lassen. Ich bin mir aber total im Klaren, dass ein hoher Prozentsatz der Zahnhygiene und damit die Erhaltung der "Mundgesundheit" zu Hause stattfindet. Die Leute sind selbst für ihre Zähne verantwortlich. Von mir bekommen sie lediglich die Hilfs- und Pflegemittel, die bio sind. Wir haben sie schließlich im Mund. (Karin Pollack, 25.9.2018)