Irgendwer aus den höheren Rängen der SPÖ hat am frühen Dienstagnachmittag die Tageszeitungen "Presse" und "Krone" informiert, wenn auch nur halb: Übrigens, Christian Kern tritt zurück. Kern hat einmal von "Selbstmordattentätern in einer Telefonzelle" gesprochen, damit allerdings den Koalitionspartner ÖVP gemeint.

Es war nur eine halbe Information. Die ganze lieferte Kern selbst Stunden später: Er wolle Kandidat der SPÖ oder gleich aller sozialdemokratischen Parteien bei der EU-Wahl im Mai werden.

In der Zwischenzeit konnten wir Medien nicht viel anderes tun, als mit den vorhandenen Informationen zu arbeiten, aber die waren eben nur die Hälfte der Wahrheit. Ein schönes – oder eher hässliches – Beispiel, wie jemand, ein "Leaker" (Zundgeber) aus der SPÖ ohne Rücksicht auf Verluste manipuliert hat. Ohne Rücksicht auf Kern, auf die eigene Partei, auch auf die Arbeit der Medien.

Das ist keine ganz neue Entwicklung. "Spin", Täuschung, Leaks sind schon länger Werkzeuge manipulativer Politiker, wenn auch nicht in dem Ausmaß wie heute. Kurz ist die verkörperte "Message-Control". Auch Kern hat sich im Wahlkampf einem professionellen Manipulator anvertraut, was kräftig in die Hose gegangen ist.

Vermutung: Der erste Politiker, die erste Politikerin, der/die auf diese dummschlaue Masche, diese sterile Cleverness verzichtet, wird das Vertrauen der Wähler bekommen. (Hans Rauscher, 19.9.2018)