Eine grüne Traube.

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Freudige Gesichter: Richard Strebinger und Mario Sonnleitner.

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Wien – Rapid hat, sagen die Rapidler, ein ganz spezielles Europacupgesicht. Es ist überhaupt nicht fahl, die Mundwinkel hängen nicht runter, die Augen leuchten, Füße und Köpfe treffen ins Tor. Im Gegensatz zum nationalen Gesicht, das ist finster und grau, Rang sieben in der Meisterschaft ist einfach nur bescheiden.

Am Donnerstagabend wurde zum siebenten Mal die Gruppenphase der Europa League in Angriff genommen, Spartak Moskau war vor 21.400 Zuschauern Gast im Allianz Stadion, das aufgrund der Vorgaben der Uefa Weststadion heißen muss (Sponsorenschutz). Trainer Goran Djuricin setzte exakt auf jene elf Kräfte, die am Sonntag das Derby gegen die Austria 0:1 verloren haben. Das zeugt von Vertrauen und Alternativlosigkeit. Das Risiko war freilich überschaubar, denn in der ersten Halbzeit hatte die Mannschaft sehr guten Fußball gezeigt. Die Russen mussten aus diversen Gründen einige Stammspieler vorgeben, Luiz Adriano war gesperrt, die hauptamtliche Innenverteidigung ist verletzt.

Spartak-Fans aus Moskau waren keine zugegen, sie durften aufgrund des schlechten Benehmens nicht organisiert anreisen, die Uefa kann streng sein. Womit es für die Polizei quasi ein Freispiel und für Rapid ein absolutes Heimspiel war. Es gibt keine Gründe, warum die Russen schlechter als Österreichs Rekordmeister sein sollten. Die Partie begann und blieb bis zur Pause auf Augenhöhe, beide Teams waren organisiert, diszipliniert, irgendwie risikoscheu. Die beste Chance hatte Spartak, Artem Timofejew scheiterte an sich selbst und an Goalie Richard Strebinger (12.). Rapid versuchte zu kombinieren, einige Angriffe glückten, andere misslangen, gesichtslos war die Leistung sicher nicht.

50. Minute: Corner Thomas Murg, Verteidiger Mert Müldür schraubt sich in die Luft, Keeper Aleksandr Maksimenko wehrt den Kopfball nach vorne ab, der Abpraller trifft Timofejew, der kann nicht ausweichen, 1:0 für Rapid durch ein Eigentor. Und das Spiel hatte Schwung. 55. Minute: Fernando fetzt einen Freistoß ans Lattenkreuz, Salvatore Bocchetti staubt ab, allerdings aus Abseitsposition, Glück für Rapid. Spartak musste riskieren, darauf hat Rapid gewartet. 68. Minute: Traumpass von Kapitän Stefan Schwab in die Tiefe, Murg ist durch, erhöht auf 2:0. Sie strahlten im Kollektiv, lauter Europacupgesichter.

Am 4. Oktober wird die Gruppe G in Glasgow gegen die Rangers fortgesetzt, die Schotten erreichten in Villarreal ein 2:2. Bereits am Sonntag gastieren die Hütteldorfer in der Liga bei Meister Red Bull Salzburg. Da könnte sogar das Europacupgesicht zu wenig sein. (Christian Hackl, 20.9.2018)

Stimmen:

Goran Djuricin (Rapid-Trainer): "Wir haben die Stärken des Gegners gut neutralisieren können, ein Extra-Kompliment geht an die Innenverteidiger. Die erste Hälfte war halbwegs gut, wir sind dann Gott sei Dank durch eine Standardsituation in Führung gegangen. In der zweiten Hälfte haben wir richtig gut gespielt, sind besser zwischen den Linien gestanden und haben Spartak das Leben sehr schwer gemacht. Wir haben ein richtig tolles Spiel abgeliefert, da hat man gesehen, welche Qualität in dieser Mannschaft steckt. Aber genauso, wie wir uns von außen nicht anstecken dürfen, wenn wir verlieren, dürfen wir jetzt auch nicht euphorisch werden."

Massimo Carrera (Spartak-Trainer): "Rapid hat im Mittelfeld gut die Bälle verteilt, ich sehe aber nicht, dass sie eine Vielzahl an Chancen gehabt hätten. Meine Spieler haben alles gegeben, und wenn meine Spieler alles geben, bin ich zufrieden, unabhängig vom Ergebnis. Wir haben nicht schlecht gespielt, haben aber zwei Fehler gemacht, und die hat Rapid genützt."

Stefan Schwab (Rapid-Kapitän): "Für uns war dieses Spiel der Beweis, dass wir eine gute Mannschaft sind und kicken können. Spartak hatte fünf, sechs Ausfälle, wenn wir ehrlich sind, kann das keine Mannschaft auf der Welt verkraften. Das Spiel in Glasgow wird richtig geil, wir freuen uns unheimlich drauf. Ziel ist es, in der Gruppe ein Wort mitzureden."

Thomas Murg (Rapid-Torschütze): "Der Sieg tut sehr gut. Die Leistung war in Ordnung. Heute waren wir im Gegensatz zum Derby effizient."

Europa League, Gruppe G, 1. Runde, Donnerstag

SK Rapid Wien – Spartak Moskau 2:0 (0:0)
Allianz-Stadion, 21.400 Zuschauer, SR Alain Bieri (SUI)

Torfolge:
1:0 (50.) Timofejew (Eigentor)
2:0 (68.) Murg

Rapid: Strebinger – Müldür, Sonnleitner, Barac, Potzmann – D. Ljubicic, Schwab – Murg, Knasmüllner (86. Martic), Ivan (76. Berisha) – Alar (71. Pavlovic)

Spartak: Maksimenko – Rasskasow, Bocchetti, Dschikija, Melgarejo – Timofejew (81. Ignatow), Fernando, Sobnin – Lomowitski (73. Samedow), Ze Luis, Pedro Rocha (73. Popow)

Gelbe Karten: D. Ljubicic bzw. Ze Luis, Lomowitski