Seine Verteidigung von Brett Kavanaugh sorgt für Empörung: US-Präsident Donald Trump

Foto: APA/AFP/MANDEL NGAN

Washington – US-Präsident Donald Trump hat mit seinen Äußerungen über die Missbrauchsvorwürfe der Psychologie-Professorin Christine Blasey Ford gegen Richter Brett Kavanaugh heftige Proteste ausgelöst.

Unter dem Hashtag #WhyIDidntReport solidarisierten sich im Laufe des Freitags Zehntausende Frauen und Männer mit Ford. Auf Twitter teilten sie ihre persönlichen Missbrauchserfahrungen mit und legten offen, warum sie diese nicht zur Anzeige gebracht hatten. Auch die Tochter des ehemaligen US-Präsidenten und Republikaners Ronald Reagan, Patti Davis, äußerte sich in einem Artikel in der "Washington Post". Sie sei vor etwa 40 Jahren vergewaltigt worden. Ein Musikmanager habe sie damals in seinem Büro missbraucht. " Jahrzehntelang habe ich niemandem davon erzählt – keinen Freunden, keinem Partner, keinem Therapeuten, auch nicht meinem Ehemann, als ich Jahre später heiratete", schrieb sie. "Ich fühlte mich alleine, ich habe mich geschämt, und ich war angewidert von mir selbst."

Deshalb wundere es sie keineswegs, dass die Frau, die Kavanaugh eine versuchte Vergewaltigung vor mehr als 30 Jahren vorwirft, so lange geschwiegen habe, schreibt Davis.

Am Freitag hatte Trump in mehreren Tweets die Glaubwürdigkeit Fords infrage gestellt und den beschuldigten Richter erneut in Schutz genommen. Auf Twitter schrieb Trump, er habe keine Zweifel: "Sollte der Angriff auf Dr. Ford wirklich so schlimm gewesen sein, wie sie sagt, hätten schon damals entweder sie oder ihre liebevollen Eltern Anklage bei den örtlichen Strafverfolgungsbehörden eingereicht."

Das 36 Jahre lange Stillschweigen der Frau ist einer der größten Kritikpunkte des Kavanaugh-Lagers. Unter dem Hashtag werden nun Erklärungen für das lange Schweigen geliefert: Bereits zwei Stunden nach den Trump-Tweet war der Hashtag einer der weltweit am häufigsten verwendeten. In einem Tweet, der über 3000 Mal geteilt wurde, schilderte die Schauspielerin Ashley Judd: "Das erste Mal, als ich vergewaltigt wurde, war ich sieben. Ich habe es den ersten Erwachsenen erzählt, die mir begegnet sind. Sie sagten: Oh, er ist ein netter alter Mann. Er hat es nicht so gemeint. Als ich mit 15 wieder vergewaltigt wurde, habe ich es nur meinem Tagebuch erzählt."

Trump hatte Kavanaugh als Richter für den Supreme Court vorgeschlagen. Der US-Senat muss die hochrangige Personalie bestätigen. In der kommenden Woche sollen beide vor einem Ausschuss des US-Senats zu der Sache aussagen.

Mehr Zeit für Ford

Ford selbst hat im Streit um die Vergangenheit von Kavanaugh mehr Zeit bekommen, um sich zu deklarieren, ob sie eine offizielle Aussage gegen den Mann machen will. "Ich habe Dr. Ford soeben eine weitere Fristverlängerung gewährt, damit sie sich entscheiden kann", schrieb der Vorsitzende des Justizausschusses im US-Senat, der Republikaner Chuck Grassley, in der Nacht auf Samstag auf Twitter. "Sie sollte sich entscheiden, damit wir weitermachen können. Ich möchte sie anhören."

Der Senator hatte zunächst eine Frist bis Freitag, 22.00 Uhr (Ortszeit) gesetzt, bis zu der die Anwälte erklärten sollten, ob ihre Mandantin am Mittwoch nächster Woche vor dem Ausschuss aussagen will oder nicht. Andernfalls würde der Ausschuss bereits am Montag über die Bestätigung des Richters entscheiden. Ob es nun eine neue Deadline gibt und bis wann diese läuft, dazu äußerte sich Grassley nicht. (APA/dpa, 22.9.2018)