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Ob Apples Streamingdienst mit seinen "braven" Inhalten bei den Usern punkten kann wird sich nächstes Jahr weisen.

Foto: REUTERS/Elijah Nouvelage

Apple ist ein Unternehmen, das einen guten Teil seines Umsatzes den eigenen Ruf verdankt. Entsprechen stark ist man um diesen besorgt – und bereit dazu sich dafür großzügig zu inszenieren. Wie andere Internetgiganten will Apple neuerdings auch vermehrt im Entertainment-Sektor Fuß fassen.

Um hier bestehen zu können, scheuen andere Anbieter wie Netflix oder HBO nicht davor zurück, reichlich nackte Haut oder Gewalt herzuzeigen – getreu dem Motto "Sex Sells". Auch politisch heikle und gesellschaftlich sensible Themen wie Religion werden dabei immer wieder thematisiert. "Game of Thrones", "Westworld", "Breaking Bad" oder "Orange is the New Black" wären dafür nur einige von vielen Beispielen. Nicht so bei Apple. Da will man zwar hohe Qualität und bekannte Stars mit großer Breitenwirkung bieten, gleichzeitig wolle man aber seine Serien komplett "sauber" und "familienfreundlich" halten.

Viele Tabus

Sex, Gewalt oder auch nur Schimpfworte sind hier Tabu, wie das Wall Street Journal berichtet. Die Kontrolle von Apple gehe dabei so weit, dass der in Entwicklung befindliche Streamingdienst intern bereits einen ziemlich bösen Spitznamen bekommen hat: "Teures NBC". Damit spielt man darauf an, dass in den USA klassischen, frei verfügbaren Sendern wie NBC strenge Regeln auferlegt werden.

Der Bericht liefert für diese Behauptung auch konkrete Beispiele: So soll Apple CEO Tim Cook persönlich die Entwicklung des Films "Vital Signs" über den Hip-Hop-Star Dr. Dre abgedreht haben. Grund dafür: In dem Drama seien unter anderem Kokain, eine Orgie und Waffengewalt vorgekommen. Nicht ganz so schlimm soll es einer Serie von M. Night Shyamalan ergangen sein, in der Kruzifixe im Haus der Hauptprotagonisten zu sehen waren. In diesem Fall habe Cook nur entsprechende Änderungen verlangt. Schließlich sei all das für Apple nicht passend, habe Cook verlauten lassen.

Spurensuche

Ein ehemaliger Serien-Produzent erklärt sich das im Gespräch mit dem "Wall Street Journal", mit dem viel größeren Risiko das an der Marke Apple hängt. Wem die Inhalte von Netflix nicht gefallen, der verlängert halt sein Abo nicht. Bei Apple jedoch könnten Kunden mit einem Boykott der Käufe von Handys oder Computern einen wirtschaftlich weit größeren Schaden anrichten. Apple selbst war für Rückfragen des "Wall Street Journal" nicht zu erreichen.

Trotzdem ist es überraschend, dass Apple hier dermaßen stark eingreift. Immerhin hat man sich mit Zack Van Amburg und Jamie Erlicht zwei Personen für die Leitung des Hollywoodgeschäfts geholt, die eine bekannte Vorgeschichte haben. Waren sie doch zuvor federführend bei der bekannten Serie "Breaking Bad" tätig, in der es jede Menge explizite Gewalt zu sehen gab.

Streaming-Launch verschoben

Apple hat den Launch seines Streaming-Dienstes mittlerweile mehrfach verschoben. Laut aktuellen Informationen soll es nun im März 2019 so weit sein. Angesichts des aktuellen Berichts vermuten Beobachter jedoch weitere Verschiebungen. Genaueres über Apples Hollywood-Pläne ist allerdings noch nicht bekannt. Man weiß nur, dass Apple seine Angebotspalette breiter aufstellen möchte. Neben Smartphones und dem App Store will das Unternehmen auch vermehrt eine Größe im Online-Bezahl-Geschäft sowie im Entertainment- und Musik-Business werden. Hollywood gehört da unweigerlich dazu. Andere Tech-Größen wie Microsoft und Xbox scheiterten jedoch bereits mit ähnlichen Vorhaben. Der Softdrink-Produzent Coca Cola musste auch nach Anfangserfolgen eingestehen, dass das Hollywood-Pflaster ein sehr schwer zu eroberndes Pflaster ist. (red, 23.9.2018)