Dieser Knochen dürfte von einem frühen Menschen stammen.

Foto: Sergei Zelensky

Im August sorgten Funde aus der Denisova-Höhle im sibirischen Altaigebirge wieder einmal für internationale Schlagzeilen: Zum ersten Mal wurden Überreste eines Individuums entdeckt, das ein direkter Nachfahre zweier Menschenarten war. Das etwa 13-jährige Mädchen war das Kind einer Neandertalerin und eines Denisova-Mannes, wie Forscher anhand eines winzigen Knochenfragments bestimmen konnten und im Fachblatt "Nature" berichteten.

Jetzt haben Wissenschafter vier weitere Knochenstücke in der Höhle entdeckt, die menschlichen Ursprungs sind. Das ist das Ergebnis einer wahren, nun ja, Knochenarbeit: In der Höhle wurden Tausende von Tierknochen gefunden, die größtenteils noch unbestimmt näherer Untersuchung harren. Was die Identifizierung nicht gerade vereinfacht: Es handelt sich vielfach um winzige Fragmente, die sich morphologisch nicht bestimmen lassen. Einer der "größeren" neuen Funde misst gerade einmal 2,6 Zentimeter.

Methodische Erfolgsgeschichte

Forscher nutzen daher massenspektrometrische Verfahren, mit deren Hilfe sich Kollagen aus den Knochen in Peptide zerlegen lässt, die dann wiederum nach spezifischen Merkmalen untersucht werden können. Kennt man die Kollagen-Zusammensetzung eines kleinen Knochensplitters, lässt sich die Unterscheidung zwischen Neandertaler, Bär oder Mammut schon deutlich leichter treffen. Auch der Fingerknochen von Denisova 11, dem Mädchen ungleicher Eltern, wurde auf diese Weise gefunden.

Welche Geschichten die neuen Entdeckungen bergen, ist noch unklar. Dank der Weiterentwicklung dieser Verfahren und der rasanten Fortschritte der Genetik darf aber getrost auf weitere wissenschaftliche Sensationen aus der Denisova-Höhle gehofft werden. Bis 2010 wusste man ja noch nicht einmal von der Existenz der Denisovaner als zweite Menschenart in Eurasien neben den Neandertalern. (dare, 24.9.2018)