Teile der Trabrennbahn in der Wiener Krieau sind denkmalgeschützt. Neben den Tribünen ist es auch der Zielrichterturm. Er wurde 1919 errichtet.

Foto: Christian Fischer

Wien – "Ende Gelände" heißt es in Kürze für das Zwischennutzungsprojekt Creau in der Krieau. Noch einmal wird am kommenden Wochenende mit Livemusik und DJs das Areal am Rande der Trabrennbahn im zweiten Bezirk bespielt – wie so oft in den vergangenen zwei Jahren. Im Dezember 2016 wurde das Projekt in den ehemaligen Krieau-Pferdestallungen mit einem Weihnachtsmarkt gestartet.

Beinahe die gesamten Flächen rund um die Wiener Trabrennbahn in der Krieau, wo auch die Creau angesiedelt war, gehört einer Immobilienfirma, die sich dort für das Stadtentwicklungsgebiet Viertel Zwei verantwortlich zeigt. Am Immobiliendeal gab es einst heftige Kritik, die Stadt veräußerte die Krieau-Gründe um rund 60 Millionen Euro und versprach dazu die Sanierung denkmalgeschützter Bereiche.

Der Vertrag der Zwischennutzung läuft nun aus. Die für die Projektabwicklung der Creau gegründete Genossenschaft Usus soll auch in Zukunft bestehen, die erworbenen Kompetenzen in neuen Projekten eingesetzt werden. Auf dem Creau-Areal sollen die einstigen Stallungen der Trabrennbahn durch Hochhäuser ersetzt und zum "Viertel Zwei Plus" werden.

ÖVP beruft Sondergemeinderat ein

In einer für Mittwoch einberufenen Sondergemeinderatssitzung will die ÖVP umstrittene Immobiliendeals der Stadt aufs Tapet bringen. Thematisiert werden soll auch der Verkauf von Flächen rund um die Krieau. 2004 hatte die Stadt bereits beschlossen, die Areale zu veräußern. Im Sommer wurde bekannt, dass auch die Fläche der in der Krieau ansässigen Trabrennbahn nicht mehr im Besitz der Stadt ist. Kritik ruft hervor, dass die Liegenschaften zu billig und ohne Ausschreibung verkauft wurden.

Im Büro von Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal (SPÖ) kann man die Kritik nicht nachvollziehen: Es sei normal, für ein "unattraktives Gebiet" zuerst einen niedrigen Kaufpreis anzusetzen und dann Nachzahlungen zu erhalten, sagt ein Sprecher zum STANDARD. Laut Berichten des Magazins "Profil" lag der Kaufpreis bei rund 16 Millionen Euro. Im Büro Gaal konnte man das nicht bestätigen. Zufrieden sei man jedenfalls mit der Entwicklung des gesamten Gebiets, das früher eine "G'stetten samt Prostitution und Drogendeals war", allemal.

Bebauungspläne für die Trabrennbahn

Seit 1878 werden in der Krieau Trabrennen veranstaltet, seit 1945 ist die Bahn an den Wiener Trabrennverein verpachtet. Erworben hat die Liegenschaft dieselbe Immobilienfirma, die auch für das Viertel Zwei verantwortlich ist. Vielerorts ist von einem Verkauf die Rede, der "still und heimlich" vollzogen worden sei.

Stimmt nicht, heißt es sowohl von der betreffenden Immobilienfirma IC Development GmbH als auch von einem Sprecher Gaals: Dass das Areal der Trabrennbahn den Besitzer wechseln würde, sei schon seit Jahren bekannt gewesen, der Kaufvertrag aufgrund eines kooperativen Planungsverfahrens mit Stakeholdern lediglich erst diesen Sommer abgewickelt worden. Das Areal des Trabrennvereins sei schon lange in die Entwicklung von Viertel Zwei integriert gewesen.

Davon zeugen auch interne Bebauungspläne des Immobilienentwicklers für das Trabrennbahn-Areal, wie "Profil" berichtet: Demnach war auch der aktuelle Bürgermeister und damalige Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (SPÖ) über die Pläne informiert worden.

Ob der Trabrennverein von seinem angestammten Platz wegziehen wird, ist also unklar. Verwiesen wurde von allen Seiten stets auf einen unkündbaren und unbefristeten Pachtvertrag, den der Verein für das Areal hat. Besitzer ist bloß nicht mehr die Stadt, sondern die betreffende Immobilienfirma.

Trabrennverein wartet ab

Die ÖVP will jedenfalls ein "Bekenntnis der rot-grünen Stadtregierung zum Standort Trabrennbahn Krieau" und wird einen dementsprechenden Antrag im Gemeinderat einbringen.

Das ärgert Peter Truzla, den Präsidenten des Trabrennvereins: "Hier wird versucht, mit der Trabrennbahn politisches Kleingeld zu schlagen", sagt er zum STANDARD. Noch nie habe die ÖVP mit dem Verein gesprochen oder ihn anderweitig unterstützt. Für den Trabrennverein gebe es mehrere Optionen, die derzeit geprüft werden, so Truzla: In der Krieau zu bleiben – er verweist auf den unbefristeten Pachtvertrag – oder einen neuen Standort zu finden. Letzteres dürfte gar nicht so leicht werden, immerhin benötigt man eine Fläche von 15 Hektar und eine gute Öffi-Anbindung. Gänzlich abgeneigt zeigt man sich einem Standortwechsel gegenüber aber nicht.

Es kommt also wohl darauf an, welche Optionen der Verein von den Viertel-Zwei-Verantwortlichen und der Stadt vorgelegt bekommt. Wobei sich Letztere nicht "direkt einmischt", sagt ein Sprecher Gaals. Die Stadt sei kein Akteur mehr in diesem Zusammenhang. (Rosa Winkler-Hermaden, Vanessa Gaigg, 24.9.2018)