Die Fläche der Trabrennbahn ist derzeit noch unbebaubar – der Trabrennverein besitzt einen unbefristeten Pachtvertrag.

Foto: Christian Fischer

Von der Gstättn zum attraktiven Stadtviertel: So sehen Stadt Wien und die verantwortliche Immobilienfirma die Entwicklung des Stadtteils Krieau, wo in den letzten Jahren das "Viertel zwei" mit mehreren Hundert frei finanzierten Eigentumswohnungen und Bürogebäuden entstand.

2004 beschloss die Stadt, die dortigen Liegenschaften an Private abzutreten, zum Zug kam die IC Development Gmbh. In Kritik geraten ist in letzter Zeit wie berichtet vor allem der Verkauf der Wiener Trabrennbahn, die direkt an die Gebiete von "Viertel zwei" und seine Nachfolgeprojekte anschließt, an die gleiche Firma.

Mindestkaufpreis 10,4 Millionen

Die Wiener Opposition kritisierte, dass der Verkauf ohne Ausschreibung erfolgte. Außerdem wurde spekuliert, dass die Fläche unter ihrem Preis veräußert wurde. Über den Kaufpreis hielt sich die Stadt bedeckt.

Nun gingen die Immobilienentwickler in die Offensive: 10,4 Millionen Euro habe man für die Fläche der Trabrennbahn bisher bezahlt – als Mindestkaufpreis. Derzeit ist die Fläche unbebaubar, der Wiener Trabrennverein besitzt einen unbefristeten Pachtvertrag, die Fläche ist als Sportstätte gewidmet.

Zukunft der Fläche unklar

Sollte dieser jedoch absiedeln – Gerüchte stehen im Raum –, würden sich die Nutzungsmöglichkeiten und damit der Wert steigern. Mit 50 bis 70 Millionen rechnen die Entwickler als "finalem Kaufpreis" – dann, wenn die Nachzahlungen anhand einer hypothetisch geänderten Flächenwidmung sowie erzielbaren Bruttogeschossfläche berechnet würden. Heißt: Wenn klar ist, wie viel Quadratmeter dort verbaut werden würden. Die von der Stadt mit der Verkaufsabwicklung beauftragte Liegenschaftsstrukturentwicklungs-GmbH (LSE) bestätigte dem STANDARD diese Angaben.

Aber ist das überhaupt im Rahmen des Möglichen? Welche Szenarien stehen aktuell im Raum? Ob der Wiener Trabrennverein (WTV) an seinem angestammten Platz in der Krieau bleiben wird, scheint nicht sicher. In jedem Fall besitzt er ein unbefristetes Pachtverhältnis, das auch die IC Development nicht einfach so auflösen kann. Die Frage ist nur, ob der Standort für die Austragung des Sports nach wie vor gut geeignet sein wird – oder dem Verein früher oder später etwa Anrainerbeschwerden durch die Bewohner der neu errichteten Wohngebäude ins Haus stehen werden.

Sondergemeinderatssitzung

Der ÖVP Wien ist der Deal jedenfalls ein Dorn im Auge, sie hat deshalb eine Sondergemeinderatssitzung für Mittwoch einberufen. Dort werden die Schwarzen auch einen Antrag einbringen, in dem sie ein Bekenntnis der Stadt zum Standort Krieau für den Trabrennverein einfordern. Das ist aber gar nicht unbedingt im Sinne des WTV, dessen Präsident Peter Truzla gegenüber dem STANDARD betont, dass der Verein immer noch selbst dafür verantwortlich sei, wo er Rennen veranstalte.

In einer offiziellen Stellungnahme wies Truzla außerdem darauf hin, dass der Verein "ständig mit sich ändernden Rahmenbedingungen konfrontiert" sei und sich daher "intensiv mit der Zukunft" beschäftige und unterschiedliche Varianten prüfe. Diese Überlegungen hätten jedoch nichts mit dem Eigentümerwechsel zu tun, sondern mit den "Anstrengungen, den Trabrennsport in Wien langfristig abzusichern und weiter auf einer soliden wirtschaftlichen Basis betreiben zu können." Ob der Verein eines Tages absiedeln wird, wird also davon abhängen, ob ihm eine geeignete Nachnutzungsfläche (mindestens 15 Hektar, gute Öffi-Anbindung) zur Verfügung gestellt werde. Bei der Suche nach dieser bleibt IC Development nicht untätig.

Nach oben entwickelt

Denn die Immobilienentwickler haben die Fläche der Trabrennbahn durchaus mit dem Hintergedanken erworben, dass – sollte sie eines Tages bebaubar werden – sich eine ideale Erweiterung des bisher in der Krieau realisierten Stadtviertels ergeben würde. Auch wenn es derzeit noch keine konkreten Bebauungspläne gebe, wird von IC Development festgehalten.

Die Vorwürfe, dass man als Stadt die Grundstücke unter Wert verscherbelt habe, will man im Büro von Wohnbaustadträtin Kathrin Gaal (SPÖ) jedenfalls nicht gelten lassen: "Am Anfang lag in diesem Gebiet alles brach, es war eine Gegend mit hoher Kriminalität. Gerne ist man dort früher nicht spazieren gegangen", sagt ein Sprecher zum STANDARD. Und: Dass man zuerst einen niedrigen Mindestkaufpreis festlege und anschließend Nachzahlungen verlange, sollten sich die Bedingungen ändern, sei branchenüblich.

Auch der Immobilienentwickler sieht das ähnlich: "2004 war der Standort alles andere als eine Toplage", sagt Walter Hammertinger, IC-Geschäftsführer. "Es war eine Beton- und Architekturwüste mitten in der Leopoldstadt."

Tatsächlich hat sich die Gegend massiv verändert. Auch von einer "Toplage" zu sprechen scheint durchaus berechtigt: So zahlt man etwa für noch verfügbare "Studio zwei"-Appartments, Größe "Medium" mit 60 Quadratmetern zuzüglich Terrasse im Dachgeschoß, zwischen 390.000 und 480.000 Euro. (Vanessa Gaigg, 25.9.2018)