Die designierte SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner wagte gleich zu Beginn große Schritte: Sie machte sich selbst zur alleinigen Klubchefin und holte sich einen neuen Bundesgeschäftsführer ins Team.

Foto: Christian Fischer

Der Weg zu ihrer Kür als SPÖ-Chefin gestaltete sich am Dienstag äußerst turbulent: Im Gerangel um die besten Bilder von Pamela Rendi-Wagner vor der Zusammenkunft des roten Vorstands stürzte ein Fotograf, dem die habilitierte Medizinerin sogleich aufhalf. Damit nicht genug, gab sich Wiens Bürgermeister Michael Ludwig vor der Sitzung nicht gerade begeistert von den Umbauplänen der neuen Chefin: Man werde das alles jetzt "freundschaftlich und solidarisch" ausdiskutieren, sagte er.

Zu diesem Zeitpunkt hatte der bisherige geschäftsführende Klubchef Andreas Schieder neben Christian Kern schon seinen Job quittiert. Hintergrund: Rendi-Wagner, mittlerweile als SPÖ-Vorsitzende designiert, wollte nicht nur im Alleingang den Klub führen, sondern auch Thomas Drozda, den ehemaligen Burgtheater-Geschäftsführer, den Kern in sein Regierungsteam geholt hatte, zum SPÖ-Bundesgeschäftsführer machen. Max Lercher, der die Funktion bisher innehatte, musste weichen. Drozda wurde letztlich mit acht Enthaltungen gewählt, erklärten mehrere Sitzungsteilnehmer im Anschluss.

Zahlreiche Ratschläge

Doch immerhin konnte sich Rendi-Wagner mit ihren anvisierten Rochaden durchsetzen, hochoffiziell erfolgt ihre Wahl als Vorsitzende ja erst bei einem Parteitag im November. Denn bisher war der 47-Jährigen, die als langjährige Sektionschefin im Gesundheitsministerium erst vor eineinhalb Jahren der SPÖ beigetreten ist, von ihren Kritikern immer wieder vorgehalten worden, über keine "Hausmacht" zu verfügen.

Der Steirer Lercher galt parteiintern jedenfalls als recht beliebt – vor allem in den Ländern. Schieder wiederum war vom Klub für die gesamte Legislaturperiode gewählt, er hätte von der Parteiführung gar nicht abgesetzt werden können und musste sich somit "freiwillig" zurückziehen. Schieder selbst kommentierte seinen Abgang knapp: Es sei der Wunsch der Parteivorsitzenden an ihn herangetragen worden, und er werde dem nicht im Wege stehen.

Solidarität für Schieder

Im Jänner war Schieder zwar in einer Kampfabstimmung um den Parteivorsitz der SPÖ-Wien Ludwig unterlegen. Dennoch steht ein großer Teil des roten Wiens hinter ihm. Nicht wenige Abgeordnete aus anderen Ländern äußerten daher ihr Unverständnis über die Demontage von Schieder.

Nach der stundenlangen roten Vorstandssitzung trat Rendi-Wagner am Abend dann erstmals als neue SPÖ-Vorsitzende vor die Medien. Sie habe "eine Entscheidung für Verantwortung" getroffen, erklärte sie. Als Parteichefin gehe es ihr darum, dass hierzulande auch künftig möglichst viele Menschen vom Wohlstand profitieren und dafür brauche es weitgehende Chancengleichheit und für alle fairen Zugang zu Bildung, Arbeitsmarkt, Wohnen. Leider sei es immer noch so, dass diese Faktoren bis heute entscheiden, "ob jemand gesünder oder kränker ist", so die Ex-Gesundheitsministerin.

Sie wolle aus der SPÖ eine progressive, weltoffene Partei machen – die sich nicht so sehr über Gegnerschaft definiert. Denn die Menschen hätten nicht nur diverse Ängste, sondern auch Bedürfnisse und Erwartungen. "Nach den ereignisreichen Tagen" will Rendi-Wagner jetzt "rasch nach vorne blicken" – es sei viel zu tun. Mit diesen Worten enteilte die neue SPÖ-Chefin dann auch schon – und ihr Mitarbeiter bedeutete den verdutzten Journalisten kurz und bündig: "Keine Fragen heute!" (Katharina Mittelstaedt, Nina Weißensteiner, 25.9.2018)