Einige lieben Kryptowährungen und bejubeln sie als Retter der Gesellschaft und Gleichheit – ähnlich wie das Internet vor 20 Jahren noch träumerisch und vielleicht etwas naiv betrachtet wurde. Andere halten sie für ausgemachten Unsinn. Zur letzteren Kategorie gehört auch US-Ökonom und Nobelpreisgewinner Paul Krugman.

Ende Juli äußerte sich Krugman im "Handelsblatt" unmissverständlich zu seiner skeptischen Einstellung gegenüber der digitalen Währung. Sein Argument: Jeglicher Wert, den Kryptowährungen haben, basiere auf reiner Spekulation. Banknoten unterscheiden sich in dem Punkt insofern, dass sie von Regierungen als Steuerzahlungen akzeptiert werden. Euro, Dollar und Co sind also anders als Bitcoins auch dann noch etwas wert, wenn die Leute den Glauben an ihren Wert verlieren.

Was macht eine Währung?

Da Bitcoins an keine finanzielle Institution und an keine Regierung gebunden sind, unterliegt ihr Wert sehr großen Schwankungen. Eine Investition ist deshalb also immer mit einem gewissen Risiko verbunden. Deshalb ist es wichtig, den Markt der Kryptowährungen immer genau im Blick zu behalten. Während der Wert von Anfang bis Ende Juli um über 1000 Euro stieg, ging der Kurs Anfang September eher abwärts – innerhalb von 14 Stunden fiel der Bitcoin-Kurs um mehr als 1000 Euro. Auch andere Kryptowährungen wie Ethereum und Ripple verloren damals  an Wert. Investoren sollten mittlerweile aber an diese Jo-Jo-Preise gewöhnt sein.

Terra X Lesch & Co

Trotz der großen Schwankungen erkennen immer mehr Banken und Börsen das Potenzial der Währung. Der Börsenbetreiber ICE will zum Beispiel mithilfe eines Start-ups namens Bakkt einen regulierten Kryptowährungsmarkt ins Leben rufen. Dieser soll den Zugang zu Kryptowährungen für Anleger leichter machen. Dabei helfen sollen unter anderem große Firmen wie Microsoft und Starbucks.

Digitales Zahlungsmittel als Retter in der ökonomischen Not?

Mittlerweile richten auch einige Regierungen ihren Blick vermehrt auf Kryptowährungen. Allen voran ist momentan Venezuela. In dem südamerikanischen Land wurde die Landeswährung Bolivar im August dieses Jahres um 96 Prozent entwertet und dann an die Kryptowährung Petro gekoppelt. Auf diese Weise hofft man, aus der ökonomischen Krise zu entkommen. Gehandelt wird die offizielle Recheneinheit Petro für circa 60 US-Dollar und gedeckt wird sie von den venezolanischen Ölvorräten. Ob es sich bei dieser drastischen Maßnahme um eine revolutionäre Idee oder aber um einen großen Fehler handelt, ist nicht abzusehen.

Trotz des Kryptowährungshypes ist eine gesicherte Zukunft fraglich.
Foto: REUTERS/Dado Ruvic

Die Blockchain: Technologie der Zukunft?

Petro basieren wie viele andere Kryptowährungen auch auf der sogenannten Blockchain. Dabei wird jede Transaktion in einem öffentlichen Register festgehalten, das gleichzeitig die Anonymität wahrt. Die Blockchain reguliert sich selbst und kann kontinuierlich erweitert werden. Jeder neue Datenblock wird mittels eines kryptografischen Verfahrens mit dem vorangegangenen Block verbunden. Jeder Block erhält dabei einen sicheren Hash, der Zeitstempel und Transaktionsdaten des vorangegangenen Blocks beinhaltet, um zu verhindern, dass die Blockchain illegal verändert wird.

Viele sehen vor allem diese Technologie als eine der wichtigsten Errungenschaften von Kryptowährungen. Es war Bitcoin, das damit begann, die Blockchain als verteiltes Datenbankmanagementsystem einzusetzen. Angewendet werden kann diese Technologie unter anderem zum Beispiel bei Peer-to-Peer-Transaktionen (P2P), Versicherungen und Handelsfinanzierungen.

Kryptowährungen scheiden die Geister. Während einige sie für den Wegbereiter der finanziellen Revolution halten, sind andere der Meinung, dass es sich dabei nur um eine Blase handele, die früher oder später platzen wird. Gerade in deutschsprachigen Ländern, wo bereits mobile Bezahldienste wie PayPal um Akzeptanz kämpfen müssen, ist eine zeitnahe Verbreitung von Kryptowährungen kaum zu erwarten. Dennoch ist es nicht zu leugnen, dass ihr Potenzial gewaltig ist. Das Erkennen mittlerweile auch immer mehr Banken und Börsen, von denen einige damit begonnen haben, ihre anfängliche Skepsis zu überwinden. Selbst an einigen Hochschulen gibt es bereits Vorlesungen zur Blockchain. (Christian Allner, 22.10.2018)

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