Laura Stigger jubelt im Ziel des Straßenrennens der Juniorinnen ...

FOTO: APA/HERBERT NEUBAUER

... und beißt auf Gold.

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Innsbruck – Laura Stigger ist auf zwei Rädern ein Phänomen. Wenige Wochen nach dem Gewinn ihres zweiten Junioren-WM-Titels mit dem Mountainbike triumphierte die Tirolerin am Donnerstag bei den Straßen-Weltmeisterschaften in Innsbruck sensationell auch auf dem Rennrad. Die 18-Jährige setzte sie sich in ihrem erst zweiten Rennen im Sprint vor der Französin Marie le Net und der Kanadierin Simone Boilard durch.

Stigger war wegen ihres körperlichen Potenzials und der 71,7-km-Strecke mit zwei Anstiegen ein Topplatz zugetraut worden. Doch mit ihrer Abgebrühtheit und dem taktischen Verhalten in der ungewohnten Sportart überraschte die Ötztalerin auch die Experten. "Das hätte ich überhaupt nicht erwartet. Ich wollte nur Spaß haben, dass ich gewinne, ist unglaublich", erklärte die Schülerin des BORG Innsbruck.

Bei der von Ötztal Tourismus und Tirol Werbung spontan organisierten WM-Feier in Innsbruck wurde der neue Radstar aus Haiming von Familien, Freunden und Wegbegleitern ausgiebig bejubelt.
OTS

"Ideal"

Nach gesundheitlichen Problemen im Vorfeld hatte die Lokalmatadorin nach Angaben ihres Trainers Rupert Scheiber im ersten Anstieg nach Gnadenwald noch schwere Beine. Doch sie hielt sich immer im Vorderfeld und wartete mit ihrer Attacke bis zur steilsten Stelle des Schlussanstiegs Richtung Igls. Dort sprengte sie mit ihrem Antritt die Gruppe der rund 25 Fahrerinnen. Nur Boilard und die Italienerin Barbara Malcotti zogen mit.

"Ich habe gewusst, das ist mein Stück, dort habe ich Gas gegeben. Dass zwei mitgekommen sind, war ideal", sagte Stigger. Dass Le Net später aufschloss, freute sie weniger. Doch im Vierer-Sprint setzte sich die Unerfahrenste durch. "Meine Beine haben gebrannt, ich habe die Augen zugemacht und nur noch getreten", schilderte Stigger die entscheidende Phase. Minuten später stand sie mit dem Regenbogentrikot als äußeres Zeichen des Titelgewinns und mit Tränen in den Augen auf dem Podest.

Auf dem Boden

Ihr Trainer Scheiber blieb trotz aller Euphorie auf dem Boden. Man müsse die Kirche im Dorf lassen, meinte der Ötztaler, der mit Stigger einen Schlachtplan entworfen hatte. Die Teenagerin setzte ihn perfekt um. Scheiber: "Sie ist eine Rennsau." Stigger holte das zweite Nachwuchs-Gold im Straßenrennsport für den ÖRV nach dem Osttiroler Felix Gall bei den Junioren 2015.

Ob sie bei ihrer Liebe Mountainbike bleibt oder auf das Rennrad wechselt, wird Stigger erst später beschließen. "Irgendwann muss man sich entscheiden", hatte sie im Vorfeld gemeint. Dass bei den Damen Spitzenleistungen in beiden Disziplinen möglich sind, beweist u.a. die Schweizerin Jolanda Neff. Auch Stigger wird vorerst zweigleisig fahren. Bei den Olympischen Jugendspielen am kommender Woche in Buenos Aires ist sie auf Rennrad und Mountainbike im Einsatz.

Doppelter Evenepoel

Später konnte Remco Evenepoel schon zum zweiten Mal jubeln. Nach seinem Sieg im Einzelzeitfahren gewann der 18-Jährige auch das Straßenrennen der Junioren souverän. Der Ex-Fußballer, der erst seit dem Vorjahr Radrennen bestreitet, hatte nach 132,4 Kilometern 1:25 Minuten Vorsprung auf Marius Mayrhofer (GER) und 1:38 auf Alessandro Fancellu (ITA).

Der Oberösterreicher Jakob Reiter landete mit 18:15 Minuten Rückstand an der 57. Stelle. Sein Tiroler Teamkollege Martin Messner war schon in der Anfangsphase gestürzt und musste aufgeben. Auch Evenepoel war in einen Sturz verwickelt und verlor durch den Hinterrad-Defekt 70 Kilometer vor dem Ziel rund zwei Minuten. Doch schon im Anstieg nach Gnadenwald kämpfte er sich wie bei einem Bergzeitfahren vorbei an zurückfallenden Rivalen wieder an die erste Gruppe heran.

40 Kilometer vor Rennende vermochten ihm nur noch Mayrhofer und der Tscheche Karel Vacek zu folgen und die letzten 20 Kilometer gestaltete der künftige Profi des Teams Quick-Step zu einer Solo-Triumphfahrt. Auf der Ziellinie stieg er ab und hob jubelnd sein Rad in die Höhe. (APA, 27.9.2018)