Am Montag wurde dieser Verhaftete zum Bundesgerichtshof in Karlsruhe gebracht.

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Immer wieder Chemnitz. Nach den ausländerfeindlichen Ausschreitungen nach einer Gewalttat Ende August und der Kontroverse rund um den in zwischen abberufenen Verfassungsschutzpräsidenten Hans-Georg Maaßen ist die sächsische 250.000-Einwohner-Stadt am Montag einmal mehr ins Gerede gekommen.

Unter den Randalierern, die im Sommer am Rande einer Kundgebung rechter Gruppierungen Jagd auf Ausländer gemacht, den Hitlergruß gezeigt, Andersdenkende attackiert und ein jüdisches Restaurant überfallen haben, könnte sich auch das halbe Dutzend Rechtsextremisten befunden haben, das am frühen Morgen unter dem Verdacht der Bildung einer terroristischen Vereinigung festgenommen wurde. Am Abend wurde dann noch ein weiterer Mann festgenommen.

"Revolution Chemnitz"

Mehr als 100 Beamte in Sachsen und in Bayern haben auf Geheiß der Bundesanwaltschaft die Wohnungen mutmaßlicher Rechtsterroristen gestürmt und sechs Männer im Alter zwischen 20 und 30 Jahren verhaftet. Allesamt sollen sie im Chemnitzer Neonazi- und Hooliganmilieu aktiv gewesen sein. Ein weiterer, Christian K., befindet sich laut Angaben von Generalbundesanwalt Peter Frank bereits seit dem 14. September wegen "besonders schweren Landfriedensbruchs" in Untersuchungshaft. Er soll der Rädels führer der Terrorgruppe gewesen sein. Konkret geht man bei der Karlsruher Behörde davon aus, dass die Männer unter dem Decknamen "Revolution Chemnitz" Anschläge und Angriffe auf Ausländer und Andersdenkende geplant haben.

Das Ziel der Gruppe sei "die Überwindung des demokratischen Rechtsstaates" gewesen. Einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" zufolge sind die Ermittler der Gruppe mittels abgehörter Telefonate und Chats auf die Spur gekommen. Geplant gewesen seien Angriffe auf "die Mediendiktatur und deren Sklaven". Durch Attacken auf Politiker, Journalisten und andere Menschen, die in der Öffentlichkeit für den freiheitlichen Rechtsstaat stehen, hätten die mutmaßlichen Terroristen einen "rechtsradikalen Umsturz" in Deutschland herbeiführen wollen.

Den Ermittlern zufolge waren die Vorbereitungen schon so weit fortgeschritten, dass sich die Verdächtigen bereits mit der Beschaffung von halbautomatischen Schusswaffen beschäftigt hatten. Als möglicher erster Anschlagszeitpunkt wird der 3. Oktober kolportiert, der Tag der Deutschen Einheit.

"Probelauf" vor zwei Wochen

In Karlsruhe geht man davon aus, dass fünf der Festgenommenen vor zwei Wochen in einem Chemnitzer Naherholungsgebiet einen ersten "Probelauf" für den geplanten Anschlag durchgeführt haben. Mit Glasflaschen, Quarzhandschuhen und einem Elektroimpulsgerät bewaffnet griffen sie dort eine Gruppe aus Deutschen, Iranern und Pakistanern an. Eines ihrer Opfer wurde dabei verletzt.

Der Ermittlungsrichter entscheidet nun, ob die Verdächtigen in Untersuchungshaft genommen werden. (Florian Niederndorfer, 1.10.2018)