Die erste Reihe beim Festakt war mit Politikern der FPÖ belegt. Strache, Kickl, Hofer und Co warteten gespannt auf die Enthüllung.

Christian Fischer

Das Denkmal in Wiens erstem Bezirk wurde von dem deutschen Landschaftsarchitekten Magnus Angermeier gestaltet.

Christian Fischer

Vizekanzler Heinz-Christian Strache enthüllte es mit einer Trümmerfrau von damals.

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Danach hielt der FPÖ-Chef eine Rede.

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Unter Wissenschaftern herrscht längst Konsens: So entscheidend die Arbeitsleistung von Frauen zum raschen Wiederaufbau beitrug, die "Trümmerfrauen" sind ein in den Nachkriegsjahren kreiertes Klischee. Das Idealbild der selbstlosen und anpackenden Frauen sollte von der nationalsozialistischen Vergangenheit ablenken und die Frage nach der eigenen Schuld verdrängen.

Vorbild Deutschland

Eine Verklärung, die in Deutschland einsetzte und ab den 1960er-Jahren von Österreich übernommen wurde. Obwohl die Situation hierzulande nachweislich eine andere war: Die unter dem Schlagwort "Trümmerfrau" inventarisierten zeitgenössischen Fotoaufnahmen zeigen meist in den Ruinen nach Verwertbarem oder Brennmaterial stöbernde Frauen. Sieht man von jenen ehemaligen Nazis ab, die zu Aufräumarbeiten verurteilt wurden, und den gestellten Aufnahmen, in denen fesch justierte junge Damen mit Stöckelschuhen durch den Schutt staksen.

Aus Sicht der FPÖ symbolisieren diese "schuldlosen Frauen" die Opfer und Entbehrungen während und nach dem Zweiten Weltkrieg. 2005 hatte man unter Bundeskanzler Wolfgang Schüssel die Zahlung einer Einmalprämie an noch lebende Trümmerfrauen auf den Weg gebracht. Die relevanten Kriterien – vor 1931 geboren und bis 1951 zumindest ein Kind geboren – erfüllten 44.000 Österreicherinnen.

Sie beseitigten "die Trümmer der Vergangenheit" und ebneten "den Weg für Neues", betont Vizekanzler Heinz-Christian Strache aktuell. Anlass ist die Präsentation des allerersten diesen Heldinnen des Wiederaufbaus in Österreich gewidmeten Denkmals. Zum Vergleich: In Deutschland gibt es mittlerweile acht, allein vier davon im Raum Berlin.

Kulturminister fehlt

Noch vor der offiziellen Enthüllung, der Kulturminister Gernot Blümel aus Termingründen nicht beiwohnte, erntete das Denkmal harsche Kritik: Sowohl Historiker als auch Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler vermissen den "historisch korrekten Blick".

Der Realisierung in Wien war ein jahrelanger Kampf vorausgegangen. "Eine Schande", erklärt Strache. Selbst als ein Stifter einen Grünstreifen auf der Mölkerbastei zur Verfügung stellte, lauerten Hürden. "Allein sechs Monate haben wir auf den Bescheid des Bundesdenkmalamtes warten müssen", moniert Initiator Walter Prinz, Präsident des FPÖ-nahen Cajetan-Felder-Instituts.

"Chaotisch" angeordnete Trümmerfragmente

Beim Stifter handelt es sich um den Unternehmer Siegmund Kahlbacher, der auch die Kosten für das Denkmal in der Höhe von 60.000 Euro trägt. Geschaffen wurde es von Magnus Angermeier, einem Münchener Landschaftsarchitekten, der auch Gartenskulpturen gestaltet. Das Ensemble besteht aus stilisierten, "chaotisch" angeordneten Trümmerfragmenten und einer bronzenen Allegorie der Weiblichkeit.

Angermeier selbst will die Figur der "sinnierenden Genie" gar nicht auf die in der Inschrift auf der Vorderseite verewigten Jahre von 1943 bis 1954 reduziert wissen. Sie sei in der 2000-jährigen Weltgeschichte, den Kriegen und Katastrophen verwurzelt und stünde für das "fruchtbare Sprießen des Lebens von Neuem", wie auf der Rückseite zu lesen ist. (Olga Kronsteiner, 1.10.2018)