Das Denkmal wirkt aus der Zeit gefallen, so wie der Gedanke, der dahintersteckt. Seit Montag wird im Stile eines Kriegerdenkmals der 1960er-Jahre in Wien der Trümmerfrauen gedacht. Betrieben wurde das Projekt von der FPÖ, die bei der feierlichen Enthüllung auch mehr oder weniger allein blieb. Aus gutem Grund, denn auf Basis der historischen Forschung lässt sich die Ehrung nicht erklären. Im Gegenteil: Längst ist in der Wissenschaft die Rolle der Frauen, die aufopfernd den Schutt nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges weggeräumt hatten, auf das reduziert worden, was sie ist – ein Nachkriegsmythos.

Einerseits war diese Aufräumphase nur eine kurze, andererseits eignen sich viele der betroffenen Frauen nicht unbedingt als Vorbild. So allgemein wie die FPÖ ihr Gedenken angelegt hat, dürfen sich nun auch aktive Nationalsozialistinnen geehrt fühlen, die damals zu den Aufräumarbeiten zwangsverpflichtet worden sind. Das stört die Freiheitlichen nicht, es passt auch gut zu ihrem schlampigen Umgang mit der Zeitgeschichte.

Worum es der FPÖ geht, ist sowieso etwas ganz anderes. Ihre Erzählart lautet: Es gab vorher Opfer wie auch nachher. Dieses Muster bedient die Partei immer wieder, etwa am 8. Mai, dem Tag der Befreiung vom NS-Regime. Auch danach habe es noch viel Leid gegeben, erklärte FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache da. Kurz gesagt: Alle sind Opfer. Es ist die verdrehte Sicht von Relativierern. (Peter Mayr, 2.10.2018)