DER STANDARD zeigt in seiner Serie Kindergärten weltweit: beim Frühstück in einem Montessorikindergarten in Russland.

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Linz/Salzburg/Wien – Seit Jahren ringen die Pädagogischen Hochschulen (PH) um eine Akademisierung der Elementarpädagogik. Nun startete in sieben Bundesländern der Bachelorstudiengang. Das neue Studienangebot wurde von Interessenten regelrecht gestürmt.

Insgesamt gibt es österreichweit 312 Studienanfänger in dem berufsbegleitenden Bachelor. Das hat ein Rundruf des STANDARD an allen zehn Pädagogischen Hochschulen in Österreich, die das Studium anbieten, gezeigt. Die meisten Studienanfängerinnen gibt es in Klagenfurt mit 63 Kindergärtnerinnen.

Die Anmeldungen überstiegen die vorhandenen Plätze um ein Vielfaches. An der PH Steiermark habe es viermal so viele Interessentinnen für die 33 Studienplätze gegeben. An den beiden Pädagogischen Hochschulen in Linz haben sich jeweils 180 Kindergartenpädagoginnen für je 35 Plätze beworben. Mehr als eine Gruppe zu starten sei finanziell nicht möglich, sagt die Studiengangsleiterin der PH der Diözese Linz, Ursula Svoboda. Derzeit gibt es für dieses Studium keine zusätzlichen Ressourcen.

Das neue Studium richtet sich an berufstätige Elementarpädagoginnen und dauert sechs Semester. Voraussetzung ist eine Berufsberechtigung als Kindergartenpädagogin entweder durch den Abschluss der fünfjährigen Bildungsanstalt für Elementarpädagogik (Bafep) oder des dreijährigen Kollegs. "Das hätten wir uns anders gewünscht. Aber das ist die Vorgabe vom Ministerium", sagt die Salzburger Studiengangsleiterin Judith Kainhofer. "Wir können das Studium nicht öffnen. Das ist ein Manko." Ein Drittel der Interessenten in Salzburg hatte noch keine Ausbildung.

Entlohnung anpassen

Die Akademisierung sei nötig, da die Anforderungen an die Pädagoginnen immer höher werden. "Es ist nicht nur Kinderbetreuung, sondern die erste Bildungseinrichtung mit sehr hohen Ansprüchen", sagt Kainhofer. Im Studium werde den Studierenden das Rüstzeug mitgegeben, die praktische Arbeit anhand aktueller wissenschaftlicher Erkenntnisse zu reflektieren. Es sei ein erster Schritt zur Aufwertung des Berufs. "Was fehlt, ist die Anpassung der Entlohnung. Da muss etwas passieren", sagt Kainhofer.

Der einzige männliche Studienanfänger beginnt ab Freitag in Salzburg. "Ich habe mich sofort beworben, weil ich es gut finde, dass der Beruf professionalisiert wird", sagt Nico Etschberger. Der 33-Jährige ist ein Quereinsteiger. Er ist ausgebildeter Tontechniker und hat in einer Werbeagentur gearbeitet, bis er das dreijährige Kolleg der Bafep absolvierte. Seit vier Jahren arbeitet er in einem Kindergarten in der Stadt Salzburg. Dass so wenige Männer den Beruf ergreifen, habe mehrere Gründe, sagt der Salzburger. Das niedrige Gehalt sei ein Thema, der soziale Stand und auch der Generalverdacht seien abschreckend. Es gebe das Vorurteil: ein Mann im Kindergarten, mit dem stimmt was nicht. "Ich persönlich habe aber noch nie eine schlechte Erfahrung gemacht – ganz im Gegenteil. Ich bin immer sehr hofiert worden von den Kindern, Kollegen und Eltern", sagt Etschberger. (Stefanie Ruep, 5.10.2018)