Preisstifter und Dynamit-Erfinder Alfred Nobel.

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Denis Mukwege und Nadia Murad erhalten den Friedensnobelpreis 2018.

Oslo – Der Friedensnobelpreis 2018 geht an den kongolesischen Frauenarzt Denis Mukwege, der zahlreiche Spitäler eingerichtet hat, und an die jesidische Aktivistin Nadia Murad. Beide setzten sich in Kampagnen für die Opfer sexuellen Missbrauchs ein. Mukwege hatte in seiner Arbeit oft auf die Folgen des kongolesischen Bürgerkriegs für Frauen hingewiesen, und darauf, dass Regierung und Milizen sexuelle Gewalt als Kriegswaffe einsetzen. Nadia Murad, Jesidin aus dem Irak, war als Sexsklavin der Terrormiliz "Islamischer Staat" selbst zum Opfer geworden. Nach ihrer Befreiung sprach sie offen darüber, was ihr passiert war, und wurde zu Aktivistin für Opfer.

Die Akademie teilte mit, die wichtigste Botschaft sei in diesem Jahr, darauf hinzuweisen, dass sexueller Missbrauch als Mittel des Krieges nicht zu dulden sei. Er sei als Hinweis auf dieses wichtige Thema gedacht und solle Aufmerksamkeit schaffen. Besonders wichtig sei, das Thema zu enttabuisieren. Es wurde aber auch darauf hingewiesen, dass es in diesem Jahr "keine klare" Entscheidung gebe.

Die Preisträger seien beide nicht telefonisch erreicht worden, "wenn Sie zusehen, dann herzliche Gratulation". Verliehen wird der mit umgerechnet etwa 860.000 Euro dotierte Preis am 10. Dezember, dem Todestag des Preisstifters und Dynamit-Erfinders Alfred Nobel.

Fünf Fakten über den Nobelpreis.
DER STANDARD

Kongos Regierung kritisiert Mukwege

Die kongolesische Regierung hat Preisträger für seine politische Haltung kritisiert. Man fühle sich dennoch "geehrt", dass ein Kongolese diese Auszeichnung bekommen habe, sagte ein Regierungssprecher. "Der Kampf, den er führt, ist ein schwieriger und nobler." Allerdings habe die Regierung nie Mukweges Meinung über die Lage im Land geteilt. "Er hat begonnen, den Kampf (gegen sexuelle Gewalt) zu politisieren."

Mukwege selbst sieht die Auszeichnung als Zeichen, dass die Weltgemeinschaft ihre Augen nicht vor sexueller Gewalt verschließt. "Dieser Preis gibt Frauen, die vergewaltigt wurden, Hoffnung, dass sie nicht vergessen wurden, dass die Welt weiß, was sie durchmachen", sagte der 63-Jährige am Freitag. Er fühle sich geehrt, den Preis erhalten zu haben.

UNO-Generalsekretär Antonio Guterres hat den "mutigen Einsatz" von Nadia Murad und Denis Mukwege gelobt. Die Vereinten Nationen würden die Arbeit der irakischen Menschenrechtsaktivistin und des kongolesischen Arztes weiterhin unterstützen, teilte Guterres am Freitag auf Twitter mit.

"Sexuelle Gewalt in Konflikten ist eine Bedrohung für den Frieden und beschmutzt unsere Menschheit. Trotzdem bleibt sie weit verbreitet."

Spitzenpolitiker-Duos als Favoriten

Im Vorfeld waren viele bekannte Spitzenpolitiker-Duos als Favoriten genannt worden, die Hoffnung auf friedliche Lösung jahrzehntelanger Konflikte hervorgerufen haben. Die wohl prominentesten waren US-Präsident Donald Trump und Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un, oft in Verbindung mit Südkoreas Präsident Moon Jae-in. Sie hatten im Frühjahr eine ebenso unerwartete wie demonstrativ harmonisch zur Schau getragene Tauwetter-Initiative zwischen den Koreas und den USA zur Lösung des seit den 1950er-Jahren "eingefrorenen" Korea-Konflikts gestartet.

Auch genannt worden waren der Präsident Eritreas Isaias Afewerki und der Premier Äthiopiens Ahmed Abiy, deren Präsidenten im Sommer den langen, blutigen Konflikt zwischen ihren beiden Staaten nachhaltig beendeten.

Ebenfalls favorisiert worden waren der griechische und der mazedonische Regierungschef, Alexis Tspiras und Zoran Zaev, die durch ihren Kompromiss über die künftige offizielle Benennung des mazedonischen Staates ebenfalls die mögliche Beilegung eines jahrzehntelangen Streits in die Wege geleitet haben.

Weißhelme, Flüchtlingshelfer, Welternährer

Weitere häufig genannte Namen waren die beiden russischen Menschenrechtsaktivistinnen Ljudmila Aleksejewa und Swetlana Ganuschkina sowie die russische Bürgerrechts-NGO Memorial. Auch etliche Hilfsorganisationen in der Flüchtlingskrise waren unter den Kandidaten. So etwa die syrischen Weißhelme und Ärzte ohne Grenzen.

ORF

Auch Mukwege und Murad hatten als Favoriten gegolten. Beide sind bereits Träger des als "alternativer Nobelpreis" bekannten Right Livelihood Award. Auch #MeToo-Gründerin Tarana Burke waren, ein Jahr nach dem Beginn der Bewegung, Chancen eingeräumt worden. (mesc, APA, 5.10.2018)