"Financial Times"-Journalist Victor Mallet (rechts) mit dem Vorsitzenden der HKNP Andy Chan (links).

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Hongkong – Hongkong hat das Visum eines britischen Journalisten der "Financial Times" nicht verlängert, nachdem dieser eine Gesprächsrunde mit China-kritischen Unabhängigkeitsaktivisten veranstaltet hatte.

"Das ist das erste Mal, dass uns so eine Situation in Hongkong begegnet", erklärte die Zeitung am Freitag. Es habe keine Begründung für die Ablehnung gegeben. Menschenrechtler äußerten Sorge um den Stand der Meinungsfreiheit in der chinesischen Sonderverwaltungszone.

Nachrichtenredakteur Victor Mallet hatte den Zorn von Hongkongs Behörden auf sich gezogen, als er den Vorsitzenden der Hong Kong National Party (HKNP) im Auslandskorrespondentenclub der Stadt eine Rede halten ließ. Darin attackierte HKNP-Chef Andy Chan die Volksrepublik als Imperium, das Hongkong zu "annektieren" und "zerstören" zu suche. Demonstranten protestierten gegen die Veranstaltung des Clubs, dessen Vizepräsident Mallet ist.

Abwärtsspirale für Menschenrechte

Die Ablehnung des Visumsantrags deute auf eine "schneller werdende Abwärtsspirale für die Menschenrechte in Hongkong" hin, sagte Maya Wang von der Organisation Human Rights Watch. Die Regierung der früheren britischen Kolonie folge "Pekings Führung beim aggressiven Vorgehen gegen jene, deren Ansichten die Behörden nicht mögen".

Die britische Kronkolonie Hongkong, deren Territorium nach dem Ersten Opiumkrieg 1841 von den Briten besetzt worden war, war 1997 an China zurückgeben worden. Unter der Formel "ein Land, zwei Systeme" sagte die Volksrepublik Hongkong für 50 Jahre weitreichende innere Autonomie zu. In Hongkong gelten Grundrechte, die den Bürgern der Volksrepublik vorenthalten werden – etwa die Meinungs- und Pressefreiheit.

Die Opposition wirft Peking jedoch vor, sich zunehmend in die Angelegenheiten Hongkongs einzumischen und damit die Autonomievereinbarungen zu verletzen. Vergangene Woche hatte die Regierung die HKNP verboten. Es war das erste Parteiverbot seit der Rückkehr Hongkongs unter chinesische Herrschaft. (APA, AFP, 5.10.2018)